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Filmstunde_23 ist die dokumentarische Auseinandersetzung mit Edgar Reitz' Versuch, Film als Unterrichtsfach an Schulen einzuführen. 1968 unterrichtete er ein Semester lang 26 Mädchen im Durchschnittsalter von 13 Jahren und ließ sie unter anderem mit Super-8-Material ihre eigenen Filme drehen. 55 Jahre später trifft er seine Schülerinnen wieder. Wie sehr hat das damalige Semester ihr Film-Erleben geprägt?

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Transkript
00:00Diese Kinder, Schülerinnen der 8. Klasse des Luisen-Gymnasiums in München, wurden im Mai
00:11und Juni 1968 in Film unterrichtet. Noch mal einen Blick in die Klasse danach oder soll es
00:18damit enden? Aha, jetzt noch mal rumdrehen und dann die ganze Klasse noch mal. Das Klassenzimmer
00:25verwandelte sich in ein kleines Filmstudium. Ich war damals 35, bin jetzt 90. Das ist schon
00:37heftig. Ich habe ganz viele Filmkameras. Als ich mich in den Filmen sah, dann war ich sofort in
00:47den Gefühlen drin, die ich damals hatte. Unsere These hieß, jeder Mensch, der den Willen und die
00:55Konsequenz hat, sich mit dem Mittelfilm auszudrücken, soll gefördert werden, damit der Film eines Tages
01:01eine der Literatur vergleichbare allgemeine menschliche Sprache wird. Die Konsequenz dieser
01:08Forderungen ist, bereits in den Schulen Film zu unterrichten. Wenn du eine rasche Folge von
01:14Einstellungen siehst, nimmst du die noch als einzelne Einstellung wahr im Kino? Nein, sondern als
01:19ganzes. Das haben wir gelernt, anders hinzugucken, wenn wir einen Film sehen. Jedes Medium kann immer
01:30was Gutes sein, wenn es begleitet wird, wenn eine Ethik und ein Umgang vermittelt wird. Jetzt sind
01:36wir alle nicht mehr die Jüngsten, aber wir sprechen von Erfahrungen unseres ganzen Lebens.
01:41Das heißt, unsere Lebenszeit hat einen Wertzuwachs bekommen durch den Film.