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Die Firma Roth ist in die roten Zahlen geraten. Zu spät hat Werner Roth, Chef des 100 Jahre alten Familienunternehmens, die Zeichen der Zeit erkannt und modernisiert. Letzte Hoffnung, den traditionsreichen Betrieb zu retten, ist, den Schweißapparat PL 2002 – eine technische Neuerung – vor der Konkurrenz auf den Markt zu bringen. Doch die Bank verweigert den hierzu dringend benötigten Kredit, solange das Gerücht, die Pläne für den PL 2002 seien der Konkurrenz zum Kauf angeboten worden, nicht ausgeräumt ist. Widerstrebend schaltet Werner Roth das schwarze Schaf der Familie, seinen Bruder Bruno, ein, der sich als Privatdetektiv versucht. Doch als Dombrowski, der Konstrukteur des PL 2002, bei einem Betriebsunfall ums Leben kommt, begeht Werner Roth in einer Kurzschlußreaktion Selbstmord. (Text: einsfestival)

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Transkript
00:00Untertitelung aufgrund der Audioqualität nicht möglich.
00:30Stehenbleiben!
01:01Sag ich doch, Firma Kastner und Kleine.
01:04Da haben welche unseren Wachmann überfallen.
01:06Hier auf dem Gelände.
01:08Ja, und nun fragen Sie doch nicht so viel.
01:10Kommen Sie schon!
01:30Also, ich kann nur wiederholen.
01:32Alle Achtung, wie Sie das geschafft haben, Herr Roth.
01:34Mir tut noch ein bisschen die Hand weh, aber dafür bin ich ja hier angestellt.
01:37Trotzdem, das hätte für Sie auch ganz schön schlimm ausgehen können.
01:39Andere hätten in so einem Fall sicher gekniffen.
01:41Ja, wir wissen schon, warum wir Herrn Roth engagiert haben, beziehungsweise eingestellt.
01:46Ja, nochmals herzlichen Dank.
01:48Ihr Anerkennungshonorar werde ich Ihnen gleich morgen überweisen.
01:51Oh, vielen Dank.
01:52Tja, das wäre es fürs Erste.
01:54Meine Kollegen werden sich morgen früh bei Ihnen noch melden.
01:56Gute Nacht.
01:57Gute Nacht.
01:58Wiedersehen.
01:59Frau Rheins, gibt Ihre Dienststelle den Vorfall an die Presse weiter?
02:02Das läuft in solchen Fällen ganz automatisch.
02:04Danke, das wollte ich nur wissen.
02:08Bitte.
02:11Das Auge der Justiz hat nicht einmal mitbekommen, dass Sie gar kein richtiger Wachmann sind.
02:18Und was Ihre Verletzungen betrifft, so bekommen Sie selbstverständlich, außer Ihren Spesen, noch ein Schmerzensgeld.
02:28Oh, vielen Dank.
02:30Entschuldigung, darf ich mal was fragen?
02:32Woher haben Sie eigentlich gewusst, dass ein Einbruch stattfinden soll?
02:36Gewusst?
02:38Gewusst ist zu viel gesagt, aber vor ein paar Tagen gab es schon mal sichere Anzeichen eines Einbruchsversuchs.
02:44Da trifft man natürlich seine Vorsorge.
02:47Aber ein drittes Mal werden wir es nicht mehr wagen.
02:49Da bin ich sicher.
02:51Und wenn es nun einer von Ihren eigenen Leuten war?
02:54Jemand aus dem Betrieb?
02:55Das liegt doch eigentlich nahe.
02:57Woher sollen fremde Leute einen Schlüssel für ihr Büro haben?
03:01Keine Ahnung.
03:03Aber darum soll sich jetzt mal die Kripo kümmern.
03:06Die haben den größeren Apparat.
03:09Mhm.
03:10Das ist zwar schade für mich, aber wenn Sie meinen...
03:13Nein, nein, bitte verstehen Sie mich nicht.
03:15Falscher.
03:17Ich wäre schon daran interessiert, dass wir im Geschäft bleiben.
03:21Sehen Sie, die Forschung bei uns, die Entwicklung, das wird alles immer schwerfälliger
03:26und gleichzeitig bläht der Verwaltungsapparat sich auf.
03:30Was wir brauchen, sind neue Erfolge durch neue Produkte, neue Fertigungsverfahren.
03:37Entschuldigung, habe ich Sie richtig verstanden?
03:39Sie würden gegebenenfalls auch mal was kaufen?
03:42Naja.
03:45Ihr Vertrauen ehrt mich, aber ich bekämpfe Industrie-Spionage.
03:49Ich betreibe sie nicht.
03:51Nein, nichts für ungut, mein Lieber.
03:54Wissen Sie was?
03:56Ich würde mich freuen, wenn Sie zu meiner Gartenparty kämen.
04:01Am 21.
04:02Wenn Sie zu meiner Gartenparty kämen.
04:05Am 21.
04:07Bitte.
04:08Da spricht sich's auch besser als nachts um zwei in einem nüchternen Büro.
04:12Danke, Herr Kastner.
04:15Joe?
04:16Ja?
04:17Meinst du wirklich, dass wir hier richtig sind?
04:19Wenn ich's dir sage.
04:22Joe?
04:23Ja?
04:24Und der soll hier beschäftigt sein?
04:27Was meinst du, warum die uns hierher geschickt haben?
04:29Ich meine bloß, dass sie in so einer kleinen Klitsche so ein dickes Ei ausbrüten.
04:33Kleine Klitsche?
04:35Au!
04:39Baby?
04:40Ja?
04:42Du solltest mal eine Kraftfutter-Pause einlegen.
04:48Joe?
04:49Ja?
04:50Wo wir gestern waren, das war ein richtiger Laden.
04:52Hör bloß auf, mir tut jetzt noch der Nüschel weh.
04:54Der war noch ganz schön fit für Franz, Alter.
04:57Joe?
04:58Ja?
04:59Der da macht uns nicht so viel zu schaffen.
05:01Was?
05:02Ja.
05:03Leider, wa?
05:10Joe?
05:11Ja?
05:12Als die Bullen gestern kamen, da fing ich gerade erst an, so richtig in Form zu kommen.
05:15Ist ja gut.
05:17Der Kerl war klasse.
05:18Ist ja gut.
05:20Dem hätte ich das Gebiss belüftet.
05:21Ist ja gut!
05:23Da war doch drauf und dran, dich durch die Mauer zu schieben.
05:25Wenn die Bullen nicht gekommen wären, dann hätte der dich doch alle gemacht.
05:27Ey, Kika.
05:29Ob das der Boss von der Glitsche ist?
05:33Sieht so aus bei der Schüssel, die der fährt.
05:39Ich kann ja mal fragen, wo er seine geheimen Unterlagen versteckt hat.
05:46Du hast doch wohl ein Ei am Kram.
05:51Wir müssen jetzt so unauffällig wie möglich sein.
05:58Joe?
05:59Ja?
06:00Die Warterei geht mir auf den Sack.
06:02Das gehört zum...
06:03Das gehört zum Geschäft, Baby.
06:05Und ist kein schlechtes Geschäft.
06:11Nur pass auf, dass wir nicht verpassen.
06:13Und dann...
06:18Das ist es nicht.
06:21Das auch nicht.
06:24Na bitte, das ist es doch.
06:25Fernsehfachmann.
06:27Aha.
06:29Wir machen das nicht aus reiner Zerstörungswut.
06:31Nein.
06:33Wir wollen nur, dass du keine Ablenkung hast.
06:35Du sollst nur noch an uns denken.
06:38Joe?
06:39Ja?
06:40Was passiert, wenn man uns verscheißert?
06:42Dann kriegen wir ein Benehmen wie eine offene Hose.
06:58Wir wollen die Entwicklungspläne von dieser PL Dingsdase.
07:012002.
07:03Und kein Altpapier.
07:05Ich hab doch nicht gewusst, dass die alt sind.
07:07Tu uns einen Gefallen, ja?
07:08Sprich nicht aus dem Mund.
07:09Wir mögen keine alten Sachen.
07:11Baby.
07:25Baby.
07:27Wenn die Pläne nicht bald bei uns sind,
07:29dann müssen wir leider...
07:32Na, dann lass dir mal was einfallen.
07:35Zum Bullenlaufen ist nicht drin.
07:36Da gehst du mit hoch, Kollege.
07:38Auch wenn das Zeug nichts wert war, was du uns andrehen wolltest.
07:41Geklaut ist geklaut.
07:44Also.
07:47Bis Samstag
07:49sind die Entwicklungspläne von der PL 2002 bei uns.
07:54Wir wollen das Zeug ja nicht umsonst, ne?
07:57Mit deinem Schulzschein können wir das schönste Feuerchen machen,
08:00was du dir vorstellen kannst.
08:02Na?
08:04Ich versuch's.
08:09Aber den Tausch mach ich nur mit eurem Auftraggeber.
08:13Joe.
08:15Ja?
08:16Der will auch noch Bedingungen stellen.
08:17Lass ihn doch.
08:20Das soll der Boss entscheiden.
08:28Das ist nun also unsere neue TS-6P.
08:32Vollelektronisch jetzt.
08:35Damit können wir pro Stunde etwa 10% mehr Pulver auftragen als bisher.
08:40Bei Nickelaluminium liegen wir jetzt deutlich über 5kg.
08:44Wirkungsgrad circa 90%.
08:46Ist ja klasse.
08:48Hab ich gar nicht gewusst.
08:49Ja, Sie waren ja auch kaum mal hier in letzter Zeit.
08:52Semesterende.
08:53Jede Menge Klausuren.
08:55Die ganze Nacht am Reißbrett.
08:57Ich denke, Sie studieren gar nicht mehr Maschinenbau und Verfahrenstechnik.
09:00Sie wissen doch, wie stur mein Vater ist.
09:02Wenn ich den Betrieb übernehmen soll, dann muss ich Diplomingenieur sein.
09:05Mindestens.
09:07Na ja?
09:08Vielleicht hat er da gar nicht mal so Unrecht.
09:10Das sagen Sie.
09:16Ah, das ist ja auch die neue Geheim- und Wunderwaffe.
09:19Unsere PL 2002.
09:20Ich kann sie Ihnen ja gleich mal zeigen.
09:22Was ist denn daran eigentlich so sensationell?
09:24Alles eigentlich.
09:26Aber das kann Ihnen am besten Dombrovski erklären.
09:28Der hat sie schließlich entwickelt.
09:30Hallo, der Herr Juniorchef.
09:32Der Chefingenieur.
09:34Ach, Sie kennen Herrn Dombrovski.
09:36Aber klar.
09:38Ohne seine Hilfe hätte ich kaum das erste Semester überstanden.
09:40Auch mal wieder hier?
09:42Heute muss ich ja wohl.
09:44Und sonst? Null Bock auf Robert Roth und seine Nachfolger.
09:460,5. Höchst.
09:47Aber wenn ich mir Ihr bzw. unser neues Wunderkind so betrachte ...
09:49Dann kriegen Sie doch wieder Appetit, was?
09:51Es ist ja auch eine hübsche Sache,
09:53die neue Wolfram-Elektrode und die elektronische Steuerung
09:55bei der Pulverdosierung.
09:57Herr Dombrovski!
09:59Könnte ich Sie einen Augenblick sprechen?
10:01Uli, was willst denn du hier?
10:03Lass mir gerade dein Lieblingskind erklären.
10:05Aha.
10:07Dein überraschendes Interesse in allen Ehren.
10:09Aber ich an deiner Stelle würde jetzt rübergehen.
10:11Die anderen sind schon alle da.
10:13Na gut.
10:15Wiedersehen also.
10:17Tschüss.
10:19Ich komme gleich nach.
10:21Die Herren von der Bank sind oben.
10:24Ich habe die Macke jetzt gefunden.
10:26Es ist gar nicht so viel zu ändern.
10:28Und wie lange wird das dauern?
10:30Ja, unter normalen Voraussetzungen ist es eine Angelegenheit
10:32von zwei bis drei Tagen.
10:34Aber bei der ausgelutschten Apparatur,
10:36die mir hier zur Verfügung steht, ich weiß nicht, vielleicht zehn Tage.
10:38Wenn ich Glück habe, eine Woche.
10:40Also bitte, Dombrovski, unternehmen Sie alles, was Sie tun können.
10:42Wenn Sie rechtzeitig fertig werden,
10:44kriegen wir auch neue Maschinen und Apparate.
10:45Ja, schön wär's.
10:47Also ich muss jetzt rüber.
10:49Und über die Macke, wie Sie das nennen,
10:51kein Wort zu irgendjemandem.
10:53Auch nicht zu Ihren Kollegen.
10:55Trotz Ihrer Verärgerung.
10:57Warum sollte ich, Herr Roth?
10:59Ich werde mir doch selbst keine Blöße geben.
11:05Wenn man, wie im Fall unserer Firma,
11:07seit mehr als 50 Jahren
11:09mit ein und derselben Bank zusammenarbeitet,
11:11dann kann man doch etwas mehr entgegenkommen,
11:13Ihrerseits zu erwarten.
11:15Die Frau hat alles noch einmal genauestens zusammengerechnet.
11:17Ja, das kann man wohl sagen.
11:19Aber das große Dilemma, Herr Roth,
11:21das ist eben Ihre fehlende Diversifikation.
11:23Nichts anderes als Metallspritzen im Programm.
11:25Da aber sind wir seit Jahrzehnten immer Marktführer gewesen.
11:28Seit ich hier Prokurist bin, sind wir das.
11:30Ja, und ohne den Konkurs unseres wichtigsten Kunden
11:33stünden wir auch heute noch glänzender.
11:35Da brauchten wir Ihren Kredit gar nicht.
11:37Verehrte Frau Roth, Sie kennen mich ja,
11:39wenn es nach mir ginge.
11:41Aber wissen Sie, was ich in der Chefetage
11:43zu hören bekommen habe?
11:45Die Goldbarren auf ein sinkendes Schiff.
11:47Unsere Firma ist kein sinkendes Schiff.
11:49Die PL 2002 ist derzeit das Beste, was es gibt, weltweit.
11:53Genau.
11:55Wir haben genügend Kaufleute und Ingenieure in der Firma,
11:57die daraus den Verkaufsschlager machen könnten.
11:59Mit Millionen Gewinn.
12:01Alles engagierte und tüchtige Männer.
12:04Und einer dieser tüchtigen Männer
12:06engagiert sich hinter Ihrem Rücken,
12:08um einen Käufer für die Blaupausen
12:10Ihrer sagenhaften PL 2002 zu finden.
12:12Das ist doch weiter nichts
12:14als ein übles Gerücht,
12:16das uns den Todesstoß versetzen soll.
12:18Nein, nein, Herr Roth, es stimmt schon,
12:20dass da jemand sehr wahrscheinlich
12:22einen Mitarbeiter Ihrer Firma heimlich umherzieht
12:24und der Konkurrenz zu einer horrenden Summe übrigens
12:27die Unterlagen Ihrer PL 2002 verkaufen will.
12:30Die Konstruktionspläne
12:32und vor allem das ganze Verfahrenstechnische.
12:34Und diese PL 2002 ist doch nun mal
12:36das letzte Standbein, das Sie noch haben.
12:38Tja.
12:41Was sollen wir nun machen?
12:43Auf alle Fälle verhindern,
12:45dass ein anderer die PL 2002
12:47oder ein stark nachempfundenes Produkt
12:50vorzeitig auf den Markt wirft.
12:52Und dabei noch um vieles billiger als Sie.
12:55Das wäre dann der Todesstoß für Ihre Firma.
13:00Also sehen Sie zu,
13:02dass Sie mit Ihrer neuen Erfindung
13:04sobald wie möglich herauskommen.
13:05Dann steht der gewünschten Kreditaufnahme
13:07nichts mehr im Weg.
13:09Mein Wort auf.
13:11Ja, und was die undichte Stelle in Ihrer Firma betrifft,
13:13wenden Sie sich doch mal in Ihren Bruder ein.
13:15Ich habe gehört, er sei für solche Aufgaben
13:17genau der richtige Mann.
13:36Nikala?
13:38Nee, dein geliebter Neffe Uli.
13:40Ich komme ja schon.
13:42Uli?
13:44Mensch Uli, da bist du ja.
13:46Hallo Bruno, Onkelchen.
13:48Du kannst froh sein, dass ich überhaupt da bin.
13:50Ich dachte, du kommst Sonntag zur Schlossbesichtigung.
13:53Das wollte ich ja auch,
13:55aber die Familie schickt mich eben schon heute.
13:57Was denn?
13:59Ich denke, dein Vater hat gar keine Ahnung,
14:01dass wir Kontakt haben.
14:03Hat er ja auch nicht.
14:05Nach Hause bringen?
14:07Ihr wollt doch nicht etwa,
14:09dass ich meinen Winterpalais hier aufgebe.
14:11Nee, nee, das sollst du ja gar nicht.
14:13Wir brauchen dich als Detektiv,
14:15als Fachmann für Industriespionage.
14:17Habt ihr sie noch alle?
14:19Du musst die Firma retten.
14:21Seit Jahren hoffe ich,
14:23dass der Saftladen endlich pleite geht
14:25und mein Herr Bruder von seinem hohen Ross runterkommt.
14:27Und jetzt soll ich ...
14:29Komm, tritt näher.
14:31Rikada!
14:33Wer ist denn das?
14:35Der sympathische Sohn meines unerträglichen Bruders.
14:37Und das ist Rikada.
14:39Halb so alt wie ich,
14:41aber ein bisschen älter, als sie aussieht, muss ich sagen.
14:43Ja, diese junge Dame hat mir viel gegeben.
14:45Unter anderem die Detektei ihres verstorbenen Vaters.
14:47Ja, ja, freu dich nur.
14:49Wir haben kein Bier mehr drin.
14:51Oh.
14:53Geht rein, macht euch bequem.
14:55Bruno holt Bier.
14:57Komm, Uli.
15:03Sag mal, ich dachte, ihr habt ein Detektivbüro.
15:06Boah, hier sieht's ja so ein bisschen aus wie ...
15:09Na ja, wie eine Hehlerbude, ne?
15:12Nee, immer wenn Bruno einen Fall gelöst hat,
15:14dann versucht er sich so als Andenken eine alte Uhr zu ergattern.
15:17Oh, den Macker hat ja jeder.
15:19Willst du einen Kaffee?
15:21Gerne.
15:23Ja, und was bei den Kopfschlägern die Köpfe,
15:25sind bei Bruno eben die Uhren.
15:27Sag mal, und ...
15:29was sagen eure Angestellten so dazu?
15:31Unsere Angestellten?
15:32Du, das, was mein Vater hatte, das war eine kleine Klitsche.
15:35Ein einfacher Ein-Mann-Betrieb.
15:37Ja, ein schäbiges Büro auf dem Hinterhof.
15:39Bruno, der träumt zwar manchmal so von einem richtig großen Detektivbüro,
15:44aber ...
15:46Hm, der Bruno.
15:49Du, als Junge war das ein richtiges Idol für mich.
15:53Ehrlich, du, ich hab den mal richtig vergöttert.
15:56Für mich war klar,
15:58der wird entweder Forschungsminister,
15:59oder mindestens so ein zweiter Siemens oder so was.
16:02Naja.
16:04Und jetzt haust er hier in so einer Laube,
16:07und ist Privatdetektiv.
16:09Nein, nein, nein, beleidige, nicht meinen Vater.
16:12Entschuldigung.
16:14Aber ob das so der richtige Beruf für Bruno ist?
16:17Na, guck dir doch die anderen Berufe an, die er gehabt hat.
16:20Lokalreporter, Reisebegleiter, Animateur, Clown,
16:24Fernfahrer, Chauffeur,
16:25das war doch auch nichts anderes.
16:27Ja, hast du auch wieder recht.
16:30Und was machst du so?
16:32Ich? Wo ich lebe, was soll man sonst machen?
16:35Ich meine doch, was du beruflich machst.
16:37Ach, beruflich?
16:39Beruflich bin ich Mensch.
16:41Ach, und davon kann man leben?
16:44Barname war nichts, Fotomodell war nichts,
16:47und als Sekretärin, das war mir auf Dauer zu langweilig.
16:50Das macht aber nichts.
16:51Nur das Nichts ist unendlich.
16:57Kein Bier da, tut mir leid,
16:59Mittwochnachmittag sind hier alle Läden zu.
17:01Na, lass uns doch in die Knabe rübergehen,
17:03der Wine hat bestimmt schon offen.
17:05Ja, der wird aus dem Urlaub zurückkehren, komm.
17:09Sag mal, das mit der Firma Robert Roth vorhin,
17:12war das nur ein Scherz, oder?
17:14Nee, das ist leider bitter ernst.
17:16Die Firma steht kurz vor der Pleite.
17:17Retten kann uns nur die neu entwickelte PL 2002.
17:20Damit sind wir konkurrenzlos,
17:22beziehungsweise wären wir konkurrenzlos.
17:24Aber so wie es aussieht,
17:26hat jemand von der Belegschaft die Konstruktionspläne kopiert
17:29und geht damit bei der Konkurrenz hausieren.
17:32Und den soll ich zur Strecke bringen,
17:34bevor er das Zeug verschabeln kann?
17:36Ja.
17:37Ausgerechnet?
17:38Ich.
17:40Wäre natürlich toll, wenn du es machen würdest.
17:42Deswegen bin ich ja heute schon gekommen.
17:44Die Sache ist die, bevor er das Zeug verschabeln kann,
17:45kriegen wir keinen neuen Kredit.
17:47Und wenn wir keinen neuen Kredit kriegen,
17:49dann sind wir pleite.
17:51Und zwar spätestens in anderthalb Monaten.
17:54Dein Vater und dessen Vater,
17:56die haben mich 20 Jahre lang gequält,
17:58damit ich so werde, wie sie waren.
18:00Damit ich hundertprozentig in diesen Saftladen reinpasse.
18:02Und jetzt soll ich kommen und den Betrieb retten.
18:04Könnt ihr euch dafür nicht einen anderen suchen?
18:06Mensch, Bruno.
18:08Freu dich doch, dass du deinen Bruder zappeln siehst.
18:10Das sagst du doch bloß, weil du an den Auftrag denkst.
18:12Ja.
18:13Na und?
18:15Nimm ihn doch wie jeden anderen auch.
18:17Und wenn du es mehr zuliebe tust?
18:19Da, da hörst du es.
18:21Es ist kein Auftrag wie jeder andere.
18:23Das ist so eine Familienangelegenheit.
18:25Na komm, du lass uns mal ein Bier trinken
18:27und dann sehen wir weiter.
18:30Sag mal, Ulli,
18:32spielst du eigentlich Poolbilliard?
18:34Wieso?
18:36Na, ich frag nur, weil beim Willi eins steht.
18:38Na ja, klar, spiel ich ab und zu mal.
18:40Aber was soll denn das jetzt?
18:41Guten Tag.
18:43Dann hätte ich einen Vorschlag.
18:45Wir beide spielen gegeneinander Poolbilliard.
18:47Wenn du gewinnst, komme ich mit in die Firma
18:49und übernehme den Auftrag.
18:51Und wenn ich gewinne, müsst ihr euch endgültig einen anderen suchen.
18:53Einverstanden?
18:55Aber ihr seid ja wohl wahnsinnig.
18:57Ja, wir sind ein bisschen wahnsinnig.
18:59Na und? Einverstanden?
19:01Gut, einverstanden.
19:03Du, mach's mal. Andere wollen auch noch ran.
19:06Moment doch, Willi, wir sind gleich fertig.
19:08Wie viel hat der Bruno denn jetzt?
19:1057 hat der Bruno und Ulli hat 51.
19:13Nein, und wieso habe ich erst 51?
19:15Hast du dich bestimmt verrechnet?
19:17Ach, zu deinen Ungunsten?
19:19Quatsch, ist doch ganz einfach.
19:21Die Eins liegt hier, die Vier und die Sieben.
19:23Das sind zwölf.
19:2557, 51 und zwölf sind 120.
19:27Ja, ja, ja.
19:29Ja, ja, ja.
19:3057, 51 und zwölf sind 120.
19:32Nimm doch die Vier, dann hast du doch gewonnen.
19:34Oh, danke für den Hinweis.
19:36Da wäre ich alleine nicht drauf gekommen.
19:38Haben wir die Pacht schon bezahlt?
19:40Nee.
19:47Tja, das ist Pech.
19:51Das schaffst du, Ulli.
19:53Meinst du?
19:57Spiel doch tief, dann läuft sie nicht hinterher.
19:58Ja.
20:22Olga, immer noch so temperamentvoll wie früher?
20:25Entschuldige, aber das waren die Beine,
20:26meine Sohle.
20:30Da kannst du mal sehen, wie die Frauen auf ihn fliegen.
20:33Ja, das liegt den Roths so im Blut, nicht?
20:35Also, das ist meine Mutter Olga,
20:37die Seele von dem Ganzen hier.
20:39Oder umgekehrt, das ist Ricarda,
20:41das Seelchen von Bruno.
20:44Naja, also seine schlagfertige Mitarbeiterin.
20:46Ah, und da wir gerade beim Vorstellen sind,
20:49das ist unser Herr Kluwe, unser Buchhalter.
20:52Der ist schon so lange in unserer Firma,
20:53dass er mir schon vor 35 Jahren
20:55die Mathematikaufgaben gemacht hat,
20:57wenn ich mal zum Fußball wollte.
20:59Stimmt's, Vater Kluwe?
21:01Ja, ja, guten Tag.
21:03Entschuldige, das sind die Personalakten
21:05von all den Mitarbeitern,
21:07die dafür in Frage kommen.
21:09Ich wollte sie schnell noch vorbeibringen.
21:11Ihr habt ja ein Tempo drauf,
21:13man ist noch gar nicht ganz da, da legt ihr los.
21:15Ja, wir haben schon so viel Zeit verloren, Bruno,
21:17es muss jetzt endlich was passieren.
21:19Oh Gott, wenn ich nur wüsste,
21:21worauf ich mich da eingelassen habe.
21:23Ja, ja.
21:38Tag Bruderherz.
21:42Also, auf einen neuen Anfang.
21:44Es bleiben also vier Personen übrig,
21:46bei denen eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht,
21:48dass sie es fahren.
21:50Ich kann's mir einfach nicht vorstellen.
21:51Ja, ja, Sachen gibt's, die gibt's gar nicht, was?
21:53Ich kann mir auch nicht vorstellen,
21:55dass die Vega da oben 28 Lichtjahre von uns entfernt ist.
21:57Ist sie aber.
21:59Was hat denn das mit unserem Pfeil zu tun?
22:01Hört doch auf mit dem Geplänkel.
22:03Tatsache ist doch wohl,
22:05dass da jemand ist,
22:07der unsere Pläne an den Mann bringen will.
22:09Na ja, da gehen wir doch die vier
22:11noch mal aller Ruhe der Reihe nach durch.
22:13Das wäre doch das Einfachste, ja?
22:15Da haben wir zuerst Steinbock.
22:16Ja.
22:18Ist ein fanatischer Tiefseetaucher.
22:20Unser zweiter Cousteau.
22:2281 rotes Meer,
22:2482 in die Karibik,
22:2683 großes Korallenriff an der australischen Küste,
22:2984 die Südsee-Atolle.
22:31Ach, mein Gott.
22:33Das kann er doch von dem,
22:35was er bei uns verdient, gar nicht bezahlen.
22:37Ja, da war Nebeneinnahme.
22:39Eine Taucherkurse und so.
22:41Vielleicht ist er schon untergetaucht.
22:43Ja.
22:44Vielleicht ist er schon untergetaucht.
22:46Beeilen wir uns mal.
22:48Also, Uli, bitte.
22:50Dann ess doch mal ein bisschen Salat.
22:52Dafür steht er doch da.
22:54Wir arbeiten hier.
22:56Und darum braucht ihr eben Vitamine.
22:58Ach.
23:00Der Nächste wäre Günther Heinrich.
23:02Hört, hört.
23:04Er kam, sah und spionierte.
23:06Lass das jetzt oder ich gehe.
23:08Okay, sag doch gleich, dass ich gehen soll.
23:10Komm, Riccardo, ich zeig dir unsere Frustburg.
23:12Bist du eigentlich schon verheiratet, Uli?
23:14Riccardo ist auch noch ledig.
23:16Ach, Bruno.
23:18Du weißt doch, dass es kein Thema ist
23:20und auch nie eins sein wird.
23:22Na?
23:24Traumbesichtigung?
23:26Klar.
23:28Hoffentlich bist du schwindelfrei.
23:30Der Junge hat keinerlei Ernst.
23:32Kein Gefühl für die Lage, in der wir stecken.
23:34Ja, wenn wir hier alle rumsitzen und heulen,
23:36dann hat das doch auch keinen Sinn.
23:38Tatsache ...
23:40Tatsache ist, dass uns das Wasser bis zum Hals steht.
23:42Also, nur mal weiter im Text.
23:44Ja, weil er sich selbstständig machen will.
23:46Dazu braucht er Geld.
23:48Viel Geld.
23:50Ist ein verständliches Motiv. Ich hatte auch mal so einen Fall.
23:52Der Zweck heiligt die Mitte.
23:54Na, dann kannst du ja jeden verdächtigen.
23:56Sicher.
23:58Komm, iss noch ein bisschen Salat.
24:00Liebe Schwägerin, nimm es mir nicht übel,
24:02aber ich habe jetzt erst mal genug von deinem Rohkostfestival.
24:04Ich brauche dringend mal was Herzhaftes.
24:06Ich nehme mir was aus dem Kühlschrank, ja?
24:08Ja, ist gut.
24:10Na, endlich. Auch du, mein Sohn Bruno.
24:12Ruhe da oben auf den billigen Plätzen.
24:14Ich weiß nicht, was ich machen will.
24:16Siehste, wieder einer mehr.
24:18Ich mag Ihren Salat, Olga.
24:20Danke, mein Schatz.
24:22Dafür kriegen Sie nachher auch was
24:24von meinem selbstgemachten Joghurt ab.
24:26Da arbeitet man jahrelang,
24:28Tag aus, Tag ein, mit einem Menschen zusammen,
24:30schenkt ihm sein Vertrauen
24:32und dann plötzlich feststellen zu müssen,
24:34dass es eben dieser Mensch ist,
24:36der einem den Boden unter den Füßen wegzieht.
24:38Dabei sind das ja alles nette Leute.
24:40Einer wie der andere.
24:42Steinbock, Heinrich.
24:44Ach, ich habe ihn vergessen.
24:46Was, Arlt auch?
24:48Den kenne ich, seit er bei uns als Lehrling anfing.
24:51Ja, der hat sich beim Bauen etwas übernommen.
24:54Neubau in Schlachtensee und bevorzugte Wohngegend.
24:57Das ist völliger Wahnsinn,
24:59bei dem, was er bei uns rauskriegt.
25:01Dass er das aus eigenen Kräften schaffen kann,
25:03ist völlig unmöglich.
25:05Was ist völlig unmöglich?
25:07Dass Herr Klaus Maria Arlt sein Haus finanzieren kann.
25:09Mir hat er gesagt, dass er geerbt hat
25:11und dass er jetzt auch sein Haus fertig bauen kann.
25:12Das kann man ja leicht nachprüfen.
25:14Sag mal, was isst du denn da?
25:16Habe ich im Kühlschrank gefunden.
25:18Das ist Kornipi, oder?
25:20Fleischpastete.
25:22Schmeckt ganz hervorragend.
25:24Hast du das auch selber gemacht?
25:26Bruno, das ist Katzenfutter.
25:30Also, dafür schmeckt es wirklich hervorragend.
25:33Willi, was sagst du dazu?
25:36Der Onkel frisst dir dein Essen weg.
25:39Der Onkel isst ihm sein Fressen weg.
25:41Bruno!
25:44Ja, wollen wir nur hier arbeiten, oder ...
25:46Ja, aber jetzt, wo du es sagst, fällt mir auf,
25:48da ist so ein eigentümlicher Nebengeschmack.
25:50Aber heutzutage weiß man ja nie,
25:52ob das nicht gerade das Pikante an der Sache ist.
25:54Ich steig lieber wieder um auf deinen Salat.
25:56Also, jetzt wird's weitergearbeitet zum Donnerwetter, noch einmal.
25:58Ja. Entschuldigung.
26:00Klaus Dombrovski, was ist mit dem?
26:02Ohne Dombrovski hätten wir die PL 2002 gar nicht entwickeln können.
26:04Der Mann ist ein Glück für unsere Firma.
26:06Na ja, wohl, er hat in letzter Zeit
26:08öfter gegen unsere Waren gespielt.
26:10Weil er über alte Anlagen resoniert hat.
26:12Und meinte, dass er in anderen Firmen
26:14unter wesentlich besseren Bedingungen arbeiten könnte.
26:16Aber er weiß doch genau,
26:18dass er woanders nie so selbstständig arbeiten darf
26:20wie bei uns.
26:22Ja, natürlich, aber trotzdem ist er genauso wenig
26:24oder mehr verdächtig wie die anderen auch.
26:26So kommen wir nicht weiter.
26:28Ich seh mir morgen alle vier mal ganz unvorhergenommen an.
26:30Das ist also das neueste Modell
26:32der Middle Ising Company of America.
26:34Dagegen kann sich unsere TSXP wohl kaum behaupten.
26:37Schließlich können wir der Lichtbogenspritztechnik
26:38billigere Werkstoffe verwendet werden.
26:40Aber unsere PL 2002 bedient sich der neuesten Technologie.
26:43Damit können wir hochwertige Werkstoffe verarbeiten.
26:46Wolfram-Cavida und Oxyde.
26:48Wenn wir nur ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten.
26:51Zeit, Zeit, ich höre immer Zeit.
26:53Mal abgesehen davon,
26:55dass der Vertrieb am meisten gedrängt wird.
26:57Wir können uns solche riesigen Entwicklungskosten
26:59nicht mehr leisten.
27:01Guten Morgen.
27:03Mein Name ist Bruno, Bruno Thor.
27:05Ich bin der neue Bote hier.
27:06Guten Morgen, Herr Thor.
27:08Ja, dann kann ich die Herren ja gleich miteinander bekannt machen.
27:11Das ist also, wie gesagt, unser Herr Thor, der neue Bote.
27:14Aushilfespringer und...
27:16In unserer Situation noch Neueinstellung.
27:18Wieso?
27:20Einen Versehrten einzustellen, belastet uns nicht mehr,
27:22als die gesetzliche Behindertenabgabe zu zahlen.
27:24Sagt der Kluwe.
27:26Da hat er recht.
27:28Das ist Herr Aalt, der Leiter unserer Betriebsbuchhaltung.
27:30Guten Morgen.
27:32Kostenrechnung, Abrechnung etc.
27:34Ja, das ist unser altbewährter Meister Heinrich.
27:36Na dann, willkommen bei uns.
27:38Danke, Meister.
27:40Herr Steinbock hier ist für die gesamte Technik verantwortlich.
27:42Freut mich.
27:44Berühmt als Restaurator museumsreifer Maschinen.
27:46Tja, damit hat sich auch Herr Dobrowski vorgestellt.
27:48Der macht bei uns aber nicht nur die Witze,
27:50sondern Forschung und Entwicklung.
27:52Zum Beispiel die PL 2002.
27:54Was Sie Witze nennen, Junior,
27:56das würde ich als Galbenhumor bezeichnen.
27:58Schließlich sitzen wir hier auf einem sinkenden Schiff.
28:00Wieso das denn?
28:02Zum Beispiel deswegen,
28:04damit kann doch kein Mensch mehr kostengünstig produzieren.
28:06Sicherung aus!
28:08Hilfe schnell, die Feuerwehr, ein Arzt!
28:10Lichthoff, sind Sie verrückt?
28:12Der Idiot hat den Strom wieder eingeschaltet!
28:18Ja.
28:21Ja, danke.
28:25Was ist?
28:27Sein Zustand ist nach wie vor unverändert,
28:29sagt die Oberschwester.
28:31Und wenn es nun kein Unfall war?
28:33Es könnte doch sein,
28:34dass irgendein Zusammenhang mit den Unterlagen
28:36für die PL 2002 besteht.
28:38Es fängt mir schwer zu glauben,
28:40dass einer unserer leitenden Angestellten
28:42die Firma beklauen soll.
28:44Das würde doch nur seinen Arbeitsplatz gefährden.
28:46Und dass einer von Ihnen
28:48zu einem Mord, einem Mordversuch,
28:51fähig wäre, das weigere ich mich einfach zu glauben.
28:53Ich sage ja nicht, dass es ein Mordversuch war.
28:55Gehst du mir auch einen ein?
28:57Ja.
28:59Aber merkwürdig war es schon,
29:01dass alle vier Verdächtigen zufällig anwesend waren.
29:02Was hatte zum Beispiel Aalt da zu suchen?
29:04Das war nicht zufällig.
29:06Die habe ich extra zusammengetrommelt,
29:08damit du sie alle vier kennenlernst.
29:10Auch den Aalt.
29:12Ähm,
29:14ich muss euch noch etwas anvertrauen,
29:16was bisher nur Dombrowski und mir bekannt war.
29:19Die PL 2002
29:21hat bei Dauerbelastung
29:23in regelmäßigen Abständen Aussätze.
29:27Gestern hat mich Dombrowski verständigt,
29:29dass er den Fehler gefunden hat
29:31und dass es etwa eine Woche dauert,
29:33bis er ihn beheben kann.
29:36Und ausgerechnet jetzt passiert ihm das.
29:42Kann denn da nicht jemand anderes weitermachen?
29:45Steinbock zum Beispiel?
29:47Oder Heinrich?
29:49So einfach ist das nicht.
29:51Dombrowski ist ein Praktiker.
29:53Er versucht, er bastelt,
29:56bis er den Fehler hat
29:58und dann erst bringt er es zu.
30:00Das ist wie ein Schlappbier.
30:02Soll das heißen,
30:04dass in den vorhandenen Konstruktionsplänen
30:06Fehler stecken, die Dombrowski jetzt erst beseitigen wollte?
30:08Genau das ist es.
30:10Es gibt keine Aufzeichnungen von den Korrekturen.
30:12Die existieren nur in Dombrowskis Kopf.
30:14Aha.
30:16Wenn also jemand Pläne,
30:18oder sagen wir Kopien von den Plänen hat,
30:20dann wird er feststellen,
30:22dass sie so ohne weiteres gar nicht zu gebrauchen sind.
30:25Vielleicht haben Sie es noch gar nicht festgestellt.
30:27Wir haben es ja auch erst später gemerkt.
30:28Aber wer?
30:30Wer sollte Interesse an unserer PL 2002 haben?
30:33Kastner und Klein zum Beispiel.
30:36Das kann ich mir nicht vorstellen.
30:38Kastner hat genug zu tun
30:40mit den Einbrüchen in seinem eigenen Betrieb.
30:52Herr Thore?
30:56Die Heinrichs von der Bank haben angerufen.
30:58Wollten wissen, wie weit wir sind.
31:00Die haben vielleicht Humor.
31:02Ich bin eben drüben gewesen
31:04und habe mir den C von die Originale angeguckt.
31:06Kein Zweifel, da ist jemand dran gewesen.
31:08Dann können wir nur hoffen,
31:10dass noch keiner angewiesen hat.
31:12Vielleicht ist denen die Sache zu heiß geworden,
31:14nachdem es mit Dombrowski passiert ist.
31:16Ist was Neues von denen?
31:18Sieht nicht gut aus so.
31:20Meinen alten Herr nimmt das ziemlich nicht.
31:22Habe ich gemerkt.
31:24Also wenn ich hier was zu sagen hätte,
31:26ja alles verkaufen und retten, was zu retten ist.
31:28Ich bin 183, unser großer Obergroßvater.
31:30Ein bisschen von dem Geld würde mir ja auch zustehen.
31:33Dann könnte ich ein richtig großes Detektivbüro aufmachen.
31:36Industrie-Spionage und Versicherungsbetrug,
31:39das ist das, was jetzt läuft.
31:41Laut Landeskriminalamt gibt es zurzeit 20.000 Wirtschaftsspione.
31:45Wenn wir die alle schnappen könnten,
31:47mir wäre es ganz lieb, wenn wir den einen schon retten.
31:58Rot.
32:14Oh, guck mal hier.
32:16Kastner und Klein.
32:18Ich wusste gar nicht, dass Sie auch solche Dinger bauen.
32:20Na klar, deswegen habe ich den noch gestern als Interessenten genannt.
32:23Ist aber keine ernstzunehmende Konkurrenz.
32:25Technologisch hinken wir uns ein paar Jahre hinterher.
32:27Dombrovski baut die Dinger immer auseinander,
32:29um zu sehen, wie die Anderen es gemacht haben.
32:31Aber sag mal, wenn die solche ähnlichen Geräte bauen,
32:33wie steht es denn dann mit der PL 2002?
32:35Was haben die denn da auf dem Markt sogar?
32:37So viel ich weiß, nichts.
32:40Aha, dann könnte ja auch Kastner.
32:56Kastner.
33:27Ich war den Aufgaben der Firma
33:30schon seit längerer Zeit nicht mehr gewachsen.
33:34Und jetzt hat die Nachricht vom Tode Dombrovskis
33:37den Schlussstrich unter die Geschichte unserer Firma gezogen.
33:44Ich habe das Erbe der Roths verspielt.
33:47Und so bleibt mir nichts anderes übrig,
33:49als die Konsequenzen zu ziehen.
33:52Und ich habe das Erbe der Roths verspielt.
33:54Und ich habe die Konsequenzen zu ziehen.
33:57Mein Ehrgefühl lässt mir keine andere Wahl.
34:01Ein Ehrgefühl, so ein Unsinn.
34:03Also, los steht nicht so rum.
34:05Wir müssen irgendwas tun, wir müssen ihn suchen.
34:07Fragen Sie beim Förtner nach.
34:09Olga Nohr ist nicht alles verloren.
34:11Ich glaube, wir werden ihn schon finden.
34:13Ist der Chef rausgefahren?
34:17Danke.
34:20Er hat das Gelände verlassen.
34:22Rufen Sie zu Hause an, vielleicht ist Ricarda da.
34:25Ich nehme die Route über die Aarhus.
34:27Ulli, Kleeallee, Potsdamer Chaussee.
34:29Du nimmst dir ein Taxi und fährst über die Havelchaussee nach Hause.
34:32Da meldet sich niemand.
34:34Dranbleiben.
34:36Und wenn er nach Hause kommt und abhebt, reden Sie mit ihm.
34:38Reden, reden, reden, bis wir da sind.
34:54Na du.
35:19Ach Olga.
35:21Sie müssen doch ein bisschen was essen.
35:25Das ist ja alles so sinnlos.
35:28Ich verstehe dich ja, Mutter. Trotzdem.
35:33Es muss eine Kurzschlusshandlung von ihm gewesen sein.
35:38Und wie soll es nun weitergehen?
35:41Sobald wie möglich den Betrieb verkaufen, solange er sich noch verkaufen lässt.
35:46Mit einem Patent für die PL 2002 wäre das sicher möglich, aber so...
35:51Wenn wenigstens die vorhandenen Unterlagen gesichert wären.
35:56Es würde wahrscheinlich nicht das ganz große Geschäft werden, so wie Vater es sich erträumt hat.
36:01Aber immerhin.
36:03Wie könnt ihr jetzt bloß über Geschäfte reden?
36:06Entschuldige, Mutter.
36:09Ist schon gut. Ich lege mich in Augenblick hin.
36:13Gehst du bitte mit?
36:15Du meinst also, mit den Plänen wäre noch was anzufangen?
36:19Du, Bruno. Mutter hat recht.
36:22Komm, lass uns ein andermal...
36:24Nein, Uli, es muss jetzt sein. Du wirst mich gleich verstehen.
36:28Also, du glaubst, wenn uns niemand zuvor kommt,
36:31das heißt, wenn niemand im Besitz der Kopien ist,
36:34dann haben die Konstruktionszeichnungen noch einigen Wert, ja?
36:39Ja.
36:40Wenn wir einen Spezialisten auftreiben, der die Fehlerquellen findet
36:44und die Korrekturen in unsere Unterlagen überträgt, dann ja.
36:48Den müssten wir dann allerdings an dem Patent beteiligen.
36:51Komm, du sag schon mal, warum willst du das alles so dringend wissen?
36:54Ich hab eine Einladung zu Kassners Gartenparty.
36:57Und ich hab das Gefühl, dass über ihn einige Fäden zusammenlaufen.
37:01Na ja, und?
37:03Ja, und das Dumme an der Sache ist, diese Gartenparty findet heute statt.
37:07Ach nee, Bruno.
37:08Ja, ich hab auch keine Lust zu einer Fete.
37:10Aber es ist die letzte Gelegenheit, die einzige, die ich sehe.
37:13Der Strohhalm sozusagen.
37:15Da sehen Sie, wozu hat er erst das Ganze verarbeitet.
37:26Jetzt ist ihm geholfen und mir ist geholfen.
37:30Also, schauen Sie hier noch ein bisschen um.
37:33Intimisieren Sie sich gut.
37:35Ich muss mich mal wieder ein bisschen um meine Gäste kümmern.
37:39Weißt du, wer das ist, der noch mit Kassner gesprochen hat?
37:42Das ist Arlt, der Buchhalter von Werner.
37:45Der Mann, der seine Tante beerbt haben will.
37:48Komm, wir gehen mal gucken, wie er guckt, wenn er uns hier sieht.
37:53Bitteschön.
37:55Dankeschön.
37:57Bitteschön.
37:59Dankeschön.
38:11Ah, mein lieber Roth.
38:13Ich hoffe, Sie beide fühlen sich wohl bei uns.
38:16Danke, Herr Kassner. Es ist wirklich sehr interessant hier.
38:19Das Haus, der Garten und nicht zuletzt die Gäste.
38:22Ja, nicht wahr?
38:23Wenn Sie möchten, mache ich Sie gern mit dem einen oder anderen bekannt.
38:26Vielleicht ergibt sie Ihren Auftrag daraus für Sie.
38:28Oh, das ist zu liebenswürdig, aber Sie wissen ja, ich bekämpfe Industriespionage.
38:31Ich betreibe sie nicht.
38:33Immer hat der gute Roth einen Scherz parat.
38:35Ja, ja, das kenne ich schon.
38:37Wollen wir mal auf Scherz beiseite?
38:39Dann kann ich mich dem hier ein bisschen frisch machen.
38:41Gleich, wenn Sie in die Dele kommen, die zweite Tür rechts.
38:43Danke.
38:45Eine ganz reizende junge Dame. Ist das Ihre Tochter?
38:47Ich würde eher sagen, meine Pflegetochter.
38:49Papi, ich habe meine Tasche im Auto gelassen.
38:51Ich komme, Entschuldigung.
38:53Danke.
39:24Darf ich Ihnen vielleicht mein Schlafzimmer anbieten?
39:29Ach so.
39:34Wie war das doch gleich?
39:36Sie bekämpfen Industriespionage.
39:38Sie betreiben sie nicht.
39:40Sie sagen es.
39:42Der Betreiber ist mir hier leider zuvorgekommen.
39:45Oder genauer, der Mittelsmann.
39:47Seien Sie doch so freundlich und bestellen Sie seinem Auftraggeber,
39:49dass wir für die Gelöbnis-Aktivitäten,
39:50herzlich danken.
40:10Und was jetzt?
40:12Zu Art natürlich.
40:14Ja, weißt du denn, wo der wohnt?
40:16Nee, noch nicht.
40:18Aber wozu gibt es denn Telefonzellen und Telefonbücher?
40:20Ja, mit tausend Leuten die Altheit.
40:22Aber keiner Klaus Maria.
40:25Wo soll er schon hingefahren sein?
40:27Seine Wohnung natürlich.
40:29Knöpft ihn euch vor und nehmt ihm die Papiere wieder ab.
40:31Aber nicht hierher bringen.
40:33Nehmt sie mit in eure Wohnung und wartet auf weitere Anweisungen.
40:41Tut mir leid, mein Lieber.
40:43So kurz vor dem Ziel noch?
40:45Okay.
40:47Da haben Sie ihn.
40:50Okay.
42:50Haben Sie den Mann hingesehen?
42:52Verfolgen Sie ihn bitte, das ist ein Ausbrecher.
43:08Komm, gib auf Junge!
43:10Gib Gas!
43:20Komm Junge, gib Gas!
43:50Komm Junge, gib Gas!
44:20Das ist genau der richtige Mann für uns.
44:22Der hat die ganze Nacht über den Plan gebrütet
44:24und heute Morgen hat er die PL 2000 so auseinandergenommen.
44:27Ja, in zwei, drei Wochen, meinte er,
44:29wären wir mit den Korrekturen fertig.
44:31Der war ganz begeistert von der Konstruktion.
44:33Ein Kunststück, bei einer Beteiligung von 35 Prozent.
44:36Da haben wir noch 65 Prozent, das ist doch besser als gar nichts.
44:39Du bist ein richtiges kleines Mathematik-Genie,
44:41geahnt habe ich das immer.
44:43Siehst du, und jetzt weißt du es, mein Ahnherr.
44:45Na, immerhin werden wir damit aus dem Gröbsten raus.
44:47Die 65 Prozent, die...
44:48Na, was treibt ihr denn hier?
44:50Heute kochen wir mal und du bist unser Gast.
44:52Und da können Sie auch nichts knarzen, Olga.
44:54Bruno kocht wirklich großartig.
44:56Hast du nicht gehört? Du bist unser Gast.
44:58Setz dich, mach dir es bequem.
45:04Was hast du denn damit gemeint, aus dem Gröbsten raus?
45:07Ja, es sieht so aus, als ließe sich aus der PL 2002
45:10doch noch so viel herausholen,
45:12dass wir die Auflösung der Firma abwickeln können.
45:15Und vielleicht sogar noch einen kleinen Geburtstag.
45:17Darum darf ich gar nicht denken.
45:20Und dann?
45:22Was ist dann?
45:25Ich habe mir was überlegt.
45:27Wie wäre das?
45:29Wir machen hier im Haus ein Detektivbüro auf,
45:31mit allem Drum und Dran.
45:33Ach komm, Bruno.
45:35Und woher willst du die Aufträge nehmen?
45:37Wenn wir uns auf Industrie-Spionage
45:39und Versicherungsbetrug spezialisieren,
45:41haben wir eine Chance.
45:43Danke, es gibt kaum ein guter Betrieb,
45:44und immer mehr Delikte.
45:46Ja, siehe Kastner.
45:48Nur, dass wir nicht für solche Leute wie Kastner arbeiten werden,
45:50sondern gegen sie.
45:52Übrigens ist mir klar geworden,
45:54dass der Einbruch in die Firma nur fingiert war.
45:56Wie kommst du denn da drauf?
45:58Überleg doch mal.
46:00Die beiden Ganoven,
46:02die ich da nachts in seinem Büro scheinbar überrascht habe,
46:04waren genau dieselben,
46:06die nach der Gartenparty bei Art auftauchten
46:09und ihm die Konstruktionskopien wieder weggenommen haben.
46:12Detektivbüro.
46:15Warum denn ausgerechnet ein Detektivbüro?
46:19Ja, weil es ziemlich das Einzige ist,
46:21wovon ich halbwegs was verstehe.
46:23Und weil jeder von uns eine Aufgabe dabei übernehmen könnte.
46:26Ach nee.
46:28Und wir setzen uns alle vor den Fernseher
46:30und gucken, wie die Privatdetektive das da macht.
46:32Und was soll ich überhaupt dabei?
46:34Na, du?
46:36Du machst hier so die Schaltstelle.
46:38Den Innendienst, die Chefin,
46:39bei dir läuft alles zusammen hier im Haus.
46:41Und du hältst uns zusammen.
46:44Na ja.
46:46Und deine ...
46:48Und Ricarda?
46:50Ja, Ricarda macht hier so ein bisschen das Büro.
46:52Und falls wir mal einen Lockvogel brauchen,
46:54machst du einen Lockvogel.
46:56Ja, wunderbar.
46:58Und sonst hast du keine Pläne?
47:00Doch.
47:02Du nimmst mal diese wunderbaren Bohnen und trägst die raus.
47:04Und du, das?
47:06Ja.
47:07Und wenn wir dann beim Essen sind,
47:09können wir alles in Ruhe besprechen.
47:11Draußen vor das Tor kommt ein großes Schild.
47:13Detektivbüro.
47:17Rot.
47:19Rudolf!
47:21Komme!
47:23So, gucke ich nicht, ne?
47:25Ist doch keine schlechte Idee.
47:27Na ja, warten wir es erst mal ab.
47:29Ja.