• vorgestern
Im Juli 2009 wird an der Landesgrenze zwischen Berlin und
Brandenburg die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Die
Ermittlungen übernimmt eine eigens gegründete erweiterte
Mordkommission der Polizeidirektion Süd in Brandenburg. Mehr
als 30 Beamte sind monatelang im Einsatz, quartieren sich in
der Nähe des Tatorts ein und ermitteln mit enormem Aufwand. So
werden über zwei Millionen Handydaten ausge
.....

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Transkript
00:00Zeugen hören noch einen Knall.
00:11Dann steht der dunkle BMW auf dem Autobahnrastplatz in Flammen.
00:15Offenbar Brandstiftung. Doch wo ist der Fahrer?
00:19Einen Tag später. Bilder von der Bergung einer Leiche in der Nähe des Flughafens Berlin-Schönefeld.
00:26Der Mann wurde Opfer einer Gewalttat. Doch wer ist der Tote? Was ist mit ihm geschehen?
00:35Trotz enormer Mühen finden die Ermittler auch nach Wochen kaum Antworten auf diese Fragen.
00:41Dann entschließen sie sich zu einem umstrittenen Experiment.
00:44Speziell ausgebildete Hunde, sogenannte Man-Trailer, sollen bei der Suche nach den Tätern für den Durchbruch sorgen.
00:5711. Juli 2009. Eine Landstraße bei Berlin.
01:04Kurz nach 5 Uhr ist ein Radfahrer auf dem Weg zur Arbeit. Am Straßenrand fällt ihm etwas auf.
01:13Der Fahrer ist auf dem Weg zur Arbeit.
01:17Kurz nach 5 Uhr ist ein Radfahrer auf dem Weg zur Arbeit. Am Straßenrand fällt ihm etwas auf.
01:26Ein Mann, der zu schlafen scheint.
01:36Kein Lebenszeichen.
01:39Der Radfahrer alarmiert die Polizei.
01:43Der unbekannte Tote wird zum Fall für Peter Augustin, zuständiger Mordermittler in Cottbus.
01:55Ich erinnere mich, dass ich am Frühstück saß und einen Anruf von meiner Dienststelle erhielt.
02:01Es war ein Kriminalbeamter des Bereitschaftssystems dran.
02:07Ich hatte gleich, als er anrief, ein ganz merkwürdiges Gefühl.
02:12Er schilderte mir eine atypische Auffindesituation.
02:15Und das war dann der Anlass, wo ich gesagt habe, das müssen wir uns mal mit der Mordkommission genauer angucken.
02:22Die Straße, an der die Leiche entdeckt wird, verbindet zwei Dörfer in der Nähe des Berliner Flughafens Schönefeld.
02:31Der Tote liegt hier auf der Zufahrt zu einem Waldweg.
02:36Trägt nur Unterwäsche.
02:39Und er hat eine Wunde am Hinterkopf. Stunden nach dem Leichenfung.
02:44Bei den ersten Ermittlern vor Ort verstärkt sich der Verdacht, dass es hier um ein Verbrechen geht.
02:49Noch ist nicht klar, ob der Mann an der Straße nur abgelegt wurde oder ob er hier auch ums Leben kam.
02:56Und wer ist der Tote überhaupt? Bei ihm wurden keinerlei Papiere gefunden.
03:02Das Ermittlerteam, zu dem wenig später auch Wolfgang Bauch stößt, hat anfangs kaum etwas in der Hand.
03:11Und ansonsten war die Spurenlage eher dürftig.
03:15Wir haben die eine oder andere Spur gesichert, etwa Reifenspuren, konnten dann aber im Verlauf der weiteren Ermittlungen feststellen,
03:23dass das etwa von Einsatzfahrzeugen verursacht worden ist und dergleichen mehr.
03:26Also ich habe mal meinen Kollegen gesagt, irgendwie kommuniziert dieser Tatort nicht mit uns.
03:31Das waren nicht wirklich Spuren, die wir vorgefunden haben, die uns sofort einen Ermittlungsansatz gewährt hätten.
03:40Der Tote wird in die Gerichtsmedizin gefahren und dort obduziert.
03:45Schnell steht fest, der Mann starb durch einen Kopfschuss aus nächster Nähe.
03:50Das Projektil vom Kaliber 7,65 trat nicht wieder aus.
03:56Es blieb im Felsenbein stecken, dem härtesten Schädelknochen.
04:01Die Mediziner entdecken außerdem fremde DNA-Spuren an der Unterwäsche des Mannes.
04:07Und sie liefern den entscheidenden Hinweis, um wen es sich bei dem Getöteten handelt.
04:13In solchen Konstellationen nehmen wir also von Toten auch die Fingerabdrücke.
04:19Und in diesem Fall stellte sich heraus,
04:22dass diese Fingerabdrücke bereits im polizeilichen System erfasst worden sind.
04:26Und so konnten wir also relativ zeitnah feststellen,
04:30dass wir es hier mit einem jungen Mann aus Berlin zu tun haben.
04:34Der Tote heißt Oberlehrer.
04:3626 Jahre alt, geboren in der Hauptstadt.
04:39Seine Familie hat ihn kurz vor seinem Tod als vermisst gemeldet.
04:48Mit einem Schlag gibt es jetzt auch eine Verbindung zu einem zweiten rätselhaften Fall,
04:53der sich einen Tag vor dem Leichenfund ereignete.
04:56An der Autobahn 9 wurde auf diesem Rastplatz ein Schädelknochen entdeckt.
05:00Da, wo der Asphalt herausgeschnitten und ersetzt wurde,
05:03ist heute noch zu erkennen, wo das Auto stand
05:06und wo der vom Brandstifter benutzte Benzinkanister lag.
05:14Fotos der Staatsanwaltschaft zeigen die Löscharbeiten.
05:18Jetzt stellt sich heraus, es war der BMW von Oberlehrer,
05:22der den Schädelknochen entdeckt hat.
05:24Fotos der Staatsanwaltschaft zeigen die Löscharbeiten.
05:27Jetzt stellt sich heraus, es war der BMW von Oberlehrer,
05:31der den Schädelknochen entdeckt hat.
05:34Einen Tag, bevor er getötet wurde.
05:37Der Brandort an der Autobahn 9
05:40befindet sich zwischen den Abfahrten Niemek und Klein Marzenz.
05:45Der Fundort der Leiche von Oberlehrer liegt bei Schönefeld,
05:49etwa 80 Kilometer entfernt.
05:51Der Lebensmittelpunkt des Opfers wiederum befand sich in Berlin.
05:55Die Ermittler vermuten,
05:58dass hier auch der Schlüssel für die Tat zu finden ist.
06:01Doch warum wurde Okan A. erschossen?
06:11Im Korpus wird eigens eine erweiterte Mordkommission eingerichtet.
06:15Rasch aber zeigt sich,
06:17dass die Aufklärung des mysteriösen Todesfalls sehr aufwendig wird.
06:21So fällt die ungewöhnliche Entscheidung,
06:24mit allen Beamten an den Berliner Stadtrand umzuziehen.
06:27Korpus liegt zu weit weg.
06:32Die Mordermittler quartieren sich in der Nähe des Leichenfundortes ein,
06:36im Polizeirevier Flughafen Schönefeld.
06:39Hier werden auch die vielen Zeugen aus Berlin befragt.
06:42Unterkunft bietet ein benachbartes Hotel.
06:45Zeitweise arbeiten 34 Ermittler in der erweiterten Mordkommission.
06:49Für alle werden hier Zimmer angemietet.
06:55Gerade am Anfang der Ermittlungen
06:58entstehen immer relativ viele Überstunden.
07:01Hier ist es so gewesen,
07:04da muss man am Abend nicht auf die Uhr gucken.
07:07Man hat also noch mehr Zeit,
07:09um die Sachlage intensiv zu diskutieren,
07:12Versionen zu bilden, zu schauen, wie man weiter vorgehen wird.
07:16Da kommt keine Urlaubsstimmung auf.
07:19Zunächst ermittelt die Mordkommission
07:22im persönlichen Umfeld des Opfers.
07:25Gab es vielleicht Streit mit jemandem?
07:28Hatte der junge Mann Neider?
07:31Freunde von Okan A.
07:34schildern den 26-Jährigen als lebenslustigen, geselligen Menschen.
07:37Er feiert oft in Restaurants und Clubs,
07:40fährt ein getuntes Auto, trägt eine teure Uhr.
07:46Okan A. gibt gern Geld aus.
07:49Nicht selten trägt er die Scheine in Plastiktüten bei sich.
07:53Er spricht auch davon,
07:56dass er für alle Fälle immer eine größere Summe
07:59bei einem Vertrauten hinterlegt hat.
08:02Dieses Geld verdient er beim Handel mit Gold.
08:04Das Prinzip?
08:07Er kauft massenweise Schmuck an,
08:10vermutlich von türkischen Privatleuten,
08:13oft Hochzeitsschmuck.
08:16An manchen Tagen gehen bis zu 18 kg Gold
08:19durch die Hände von Okan A.
08:22Anschließend wird der Schmuck weiterverkauft.
08:25Von Juweliere und Altgoldverwerter.
08:28Die Ermittler glauben anfangs,
08:30dass Okan A. das Geld der Juweliere unmöglich Feinde gemacht hat.
08:35Den Weiterverkauf des Schmucks übernimmt er nämlich nicht selbst.
08:39Strohleute gehen für ihn zu den Juwelieren.
08:42Vom Erlös zahlt Okan A. aber keine Steuern.
08:49Das komplette Risiko für die Geschäfte
08:52wälzt er auf die Strohleute ab.
08:55Eine Helferin des Goldhändlers steht vor dem Ruin,
08:57weil das Finanzamt von ihr plötzlich Steuern nachfordert.
09:03An der Stelle wurde uns schon ein bisschen komisch.
09:07Die Vermutung lag nah, dass es nicht nur eine Person gibt,
09:11die für das Opfer eingebunden war in Goldverkäufe.
09:17Wenn da analog derartige Zustände,
09:21sprich finanzielle Konkurse anzunehmen waren,
09:24dann dürften sich wahrscheinlich viele Leute
09:28mit dem Opfer durchaus im Widerspruch befunden haben.
09:34Die Ermittler folgen dieser Spur über mehrere Wochen.
09:38Doch sie führt zunächst nicht weiter.
09:41Das Team braucht einen anderen Ansatz.
09:44Noch einmal rücken die verschiedenen Orte in den Blick,
09:48die in dem Fall eine Rolle spielen.
09:51Wohnorte, Tatorte, Fundorte.
09:54Gibt es jemanden, der eine Verbindung zu diesen Orten hat?
10:00Dafür werden jetzt die Funkmasten der Handynetze wichtig.
10:04Rund um diese Masten bilden sich sog. Funkzellen,
10:08in die sich jedes Handy einloggt, das gerade in der Nähe ist.
10:13Hier ist die spannende Sache.
10:16Wir hatten 2 relevante Örtlichkeiten.
10:19Zum einen den Fundort des Toten.
10:21Das ist ein relativ weit entfernten Ort,
10:24wo sein Pkw ausgebrannt aufgefunden worden ist.
10:27Wir haben aus diesen Bereichen, auf der Grundlage richterliche Beschlüsse,
10:31die Funkzellendaten, also die Daten der Handys,
10:34die dort eingeloggt gewesen sind, gesichert.
10:37Wir haben einen Prozedere versucht abzugleichen,
10:40ob es da Überschneidungen gibt.
10:42Das waren ganz wertvolle Ermittlungsinweise für uns.
10:45Am Wohnort des Opfers, am Brandort des Autos
10:47erfassen die Ermittler 2 Mio. Datensätze.
10:50Und sie landen einen Treffer.
10:53Eine bestimmte Handynummer taucht im Tatzeitraum
10:56sowohl am Brandort als auch am Leichenfundort auf.
11:00Sie ist auf eine Frau namens Nadine Fröhlich angemeldet.
11:05Ja, Nadine Fröhlich.
11:08Das war ein kleines Highlight während der Ermittlungen.
11:12Ich konnte es gar nicht glauben.
11:14Nach mehreren Wochen kam der mit dieser Aufgabe beauftragte Beamte
11:18zu mir und sagt, Peter, wir haben deine Telefonnummer.
11:22Der Blutdruck ging hoch, das ist ganz klar.
11:25Aber es war ein alias Name.
11:28Der oder die Täter hatten sich unter falschen Namen
11:31eine Telefonnummer zugelegt,
11:34sodass wir eine eigentlich ganz wichtige Spur haben,
11:37die im Verfahren uns zum Durchbruch bringen könnte,
11:40sie aber gleich wieder erkaltete.
11:42Weil wir keine konkreten Ermittlungsansätze
11:45zu der Person, die dahintersteht, hatten.
11:48Ein Rückschlag, doch nur für den Moment.
11:51Die Ermittler entscheiden,
11:54die Nummer der mysteriösen Nadine Fröhlich überwachen zu lassen.
11:58Erst später zeigt sich,
12:01welche Bedeutung sie für die Aufklärung des Falles
12:04noch bekommen soll.
12:07Zunächst drücken andere Spuren in den Vordergrund.
12:10Ein wichtiger Zeuge meldet sich.
12:13Er sei ein Freund und Geschäftspartner des Goldhändlers,
12:16sagt er.
12:19Der Mann schildert der Polizei,
12:22was er am Tag vor dem Mord an seinem Bekannten erlebt hat.
12:26Am Vormittag des 10. Juli 2009
12:29bekommt er einen Aufruf von der Polizei.
12:32Die Polizei schreibt,
12:34der Freund soll eine Plastiktüte mit 100.000 Euro abholen,
12:38die bei einem Juwelier hinterlegt ist.
12:41Dann bittet der Mann,
12:44das Geld hinter Kleidercontainern
12:47an einer Berliner Straßenecke abzulegen.
12:58Die Straßenecke mit den Kleidercontainern
13:00im Sommer 2009.
13:03Hier versteckte der Zeuge das Geld.
13:06Wer es abholte, konnte er allerdings nicht sehen.
13:09Akten der Staatsanwaltschaft
13:12zeigen die Situation an den Containern.
13:15Auch dieser Ort hat also eine Bedeutung
13:18für das rätselhafte Verbrechen.
13:21Was der Mann erzählt, alarmiert die Ermittler.
13:24Zum 1. Mal deutet sich ein möglicher Hintergrund für die Tat an.
13:27Ging es um Lösegeld?
13:30Doch wo befand sich Okan A. in diesem Moment?
13:33Der hielt ihn fest.
13:36Wurde er bedroht?
13:39Ermittler Thomas Britze
13:42soll damals u.a. die Umstände dieser Geldübergabe aufklären.
13:46Der Zeuge hat das sehr plastisch geschildert,
13:49wo er das Geld hinterlegt hat, hinter so einem Kleidercontainer.
13:53Und wie er dann gewartet hat,
13:55um möglicherweise noch mitzubekommen,
13:58wer das Geld dann abholt.
14:01Das in Verbindung mit der Lebensweise unseres Opfers
14:04legte dann schon nahe,
14:07dass hier möglicherweise unser Opfer entführt wurde,
14:10um Geld zu erpressen.
14:13Dabei scheint offensichtlich was schiefgegangen zu sein,
14:16weswegen er dann sterben musste.
14:192 Monate laufen die Ermittlungen jetzt schon.
14:22Noch immer gibt es keinen Tatverdächtigen.
14:25Im September 2009 aber kommt den Ermittlern der Zufall zu Hilfe.
14:32Ein Mann ruft bei der Berliner Polizei an,
14:35weil er auf der Stadtautobahn einen Unfall hatte.
14:38Daran scheint zunächst nichts Besonderes.
14:41Doch die Handynummer, die der Unfallfahrer benutzt,
14:44ist jene, die das Cottbusser Ermittlerteam
14:47jetzt schon wochenlang überwachen lässt.
14:50Die Nummer, die in der Funkzelle am Autobahnrastplatz auftauchte,
14:53wo der BMW des Mordopfers brannte.
14:58Und die auch in der Funkzelle am Fundort der Leiche eingeloggt war.
15:03Es ist die Nummer,
15:06die auf den Namen Nadine Fröhlich angemeldet ist.
15:12Weil die Polizei bei der Unfallaufnahme
15:15die Personalien des Anrufers aufnimmt,
15:18wissen die Ermittler nun,
15:20dass Nadine Fröhlich mit dieser Nummer telefoniert.
15:24Und offenbar nutzt der Mann dabei sogar ein Handy,
15:27das früher dem Mordopfer gehörte.
15:30Er heißt Ismet S., 32 Jahre alt.
15:37Das war ein Wendepunkt in den Ermittlungen.
15:42Denn nun hatten wir einen Tatverdächtigen.
15:45Sicherlich erst mal nur in Anfangsverdacht.
15:47Dann so ein Handy kann man weitergeben.
15:50Insofern gab es jetzt einen Schwerpunkt zu schauen.
15:53Ist Ismet unser Mann?
15:56Doch erneut zerschlagen sich die Hoffnungen,
15:59den Fall nun rasch aufklären zu können.
16:02Denn die Beweislage gegen Ismet S. ist zu dünn.
16:05Eine Verbindung zu dem Mord kann ihm nicht sicher nachgewiesen werden.
16:11Dann sitzt man da und kommt schon ins Grübeln.
16:13Man hatte vorher so eine Phase der hohen Anspannung
16:16und möchte jetzt ein Ergebnis haben.
16:19Man hat das ja nicht umsonst gemacht.
16:22Und jetzt sitzt man da und es kommt nichts.
16:25Und jetzt fragt man sich, hat man was übersehen?
16:28Oder ist das jetzt vielleicht der eine Fall,
16:31den man nicht aufklärt?
16:34Das möchte man sich nicht vorstellen,
16:37was da an manchen Kollegen vorgeht.
16:40Manche werden regelrecht mürrisch.
16:43Die Mordkommission sucht nach Ideen,
16:46um eine Verbindung zwischen dem Leichenfundort
16:49und dem Verdächtigen herzustellen.
16:52In diesem Moment fällt den Ermittlern
16:55die Zeitschrift der Kriminalist in die Hände.
16:58Titelthema, die Spurensuche mit Mantrailern,
17:01also mit speziell trainierten Hunden.
17:042009 ist die Methode in Deutschland noch wenig bekannt.
17:08Könnte damit wieder Bewegung
17:10von den Ermittlungen kommen?
17:13Uns ist sehr viel Interesse und Neugierde
17:16natürlich entgegengebracht worden.
17:19Aber es gab natürlich auch relativ deutliche Signale,
17:22wo man gesagt hat, das ist pseudowissenschaftlich,
17:25das funktioniert nicht.
17:28Ihr seid nicht bei klarem Verstand.
17:31Es ist schade um den Aufwand, den ihr betreibt.
17:34Schlussendlich hat eine einfache Analyse
17:37zu meiner Entscheidung geführt.
17:40Das war der Hintergrund dieser Geschichte,
17:43warum ich zu diesem Experiment Schlussendlich Ja gesagt habe.
17:46Trotz aller Bedenken
17:49nehmen die Ermittler Kontakt zu Andrea von Buddenburg auf.
17:52Sie ist Notärztin, aber auch Expertin für Mantrailing-Hunde.
17:59Was macht sie so besonders?
18:02Sie können problemlos Spuren, auch alten Spuren folgen,
18:05die aus dem Auto herausgelegt wurden.
18:07Für die Hunde macht es keinen Unterschied,
18:10ob einer gefahren oder gelaufen ist.
18:13Man sieht noch nicht mal den Unterschied.
18:16Die Hunde halten das über viele Stunden durch.
18:19Jeder Hund ist 2-2,5 Stunden im Riemen.
18:22Durch sämtliche Wetterverhältnisse,
18:25durch sämtliche örtliche Gegebenheiten.
18:29Die Spezialistin arbeitet mit der Hunderasse Gordon Setter.
18:33Andrea von Buddenburg
18:35hat sich von einer Expertin des FBI in der Methode ausbilden lassen.
18:39Seit Jahren hilft sie mit ihren Hunden
18:42bei der Suche nach Vermissten oder bei Mordermitteln.
18:45Eine Geruchsprobe auf einem Tupfer
18:48genügt, um die Hunde auf die Spur zu bringen.
18:51Doch immer wieder stößt Andrea von Buddenburg
18:54auf Unglauben und Ablehnung,
18:57wenn sie die Fähigkeiten der Tiere beschreibt.
19:00Unsere Hunde haben gelernt, solange sie das Geschirr tragen,
19:03müssen sie sich den Geruch merken.
19:06Auch auf der Autobahn können wir die Hunde ins Auto setzen,
19:10lassen sie an der nächsten Ausfahrt wieder raus.
19:13Der Hund weiß immer noch, welchem Geruch erfolgt.
19:16Wie das alles genau funktioniert,
19:19lässt sich wissenschaftlich bisher nicht erklären.
19:22Lange ging man davon aus,
19:25dass die Hunde der Spur von Hautschuppen folgen,
19:28die jeder Mensch ständig verliert.
19:30Aktuelle Untersuchungen ziehen das aber in Zweifel.
19:33Bis heute weiß niemand genau, was die Mantrailer riechen.
19:38Im Oktober 2009, 3 Monate nach dem Mord,
19:41werden die Hunde am Leichenfundort angesetzt.
19:44Sie sollen es spüren, von wo aus Okan A hierher gelangte.
19:48Niemand ahnt, welchen entscheidenden Hinweis
19:51die Suche bringen wird.
19:55Sie gab dem Hund die Geruchsprobe,
19:57ich dachte, was wird jetzt passieren?
20:00Der Hund lief zielgerichtet los, zielstrebig los, Richtung Berlin.
20:05Teilweise mit einer Geschwindigkeit,
20:08dass ich Mühe hatte, hinterherzukommen.
20:11Der Mantrailer folgt der Spur des Opfers
20:14vom Fundort zunächst bis zur Bundesstraße 96.
20:17Dann führt die Spur nach Berlin hinein, 16 km weit.
20:21Vermutlich wurde das Opfer auf dieser Strecke
20:23mit einem Auto transportiert.
20:26Für die Ermittler kaum zu glauben, denn die Spur ist 3 Monate alt.
20:34Dann läuft der Hund zielgerichtet in eine Straße
20:37auf ein bestimmtes Haus zu.
20:40Ein zweiter Mantrailer wenig später ebenfalls.
20:43Die Hundeführerin kennt die bisherigen Ermittlungen nicht.
20:47Sie ahnt nicht, welche Bedeutung dieses Haus hat.
20:50Denn hier wohnt der Hauptverdächtige.
20:53Hier wohnt Ismet S.
20:58Der Mann, der nach seinem Autounfall
21:01das Handy des Mordopfers benutzt hat.
21:04Mit einer Rufnummer, die auch am Autobahnrastplatz
21:07und am Leichenfundort verwendet wurde.
21:10Wenn ich von heute auf die Geschichte gucke,
21:13ich verstehe immer noch nicht, was diese Hunde dort gemacht haben.
21:16Wie das funktionieren konnte.
21:19Aber das Ergebnis war imposant.
21:22Jetzt werden die Hunde auch auf dem Autobahnrastplatz angesetzt.
21:26Am Brandort des BMW.
21:29Sie sollen diesmal einem Tätergeruch folgen.
21:32Das Problem, als Geruchsquelle steht nur ein Rest des Benzinkanisters
21:36zur Verfügung, der bei der Brandstiftung benutzt wurde.
21:40Da war die Frage, ist daran überhaupt noch Grund,
21:43uns wurde eigentlich schon schriftlich gegeben,
21:46da kann kein Geruch mehr dran sein.
21:49Wir haben es dennoch probiert.
21:52Schlimmer, als dass die Hunde stehen geblieben wären,
21:55hätte es ja nicht passieren können.
21:58Und haben dann auf diesem Autobahnparkplatz angesetzt.
22:01Und die Hunde konnten auch da mit dem Griff
22:04dieses eingeschmolzenen Kanisters wieder einen Trail aufnehmen.
22:08Die Hunde zeigen an.
22:10Der Mann, dessen Geruch am Kanister war,
22:13hat sich von hier aus wieder nach Berlin bewegt.
22:16Und dort führt diese Spur erneut zu einem bestimmten Gebäude.
22:19Zum Wohnhaus von Ismet S.
22:22Offenbar haben sich Täter und Opfer hier aufgehalten.
22:33Die Hinweise, dass Ismet S. an der Entführung
22:37und an der Tötung des Goldhändlers beteiligt war, verdichten sich.
22:40Doch die Ermittler bezweifeln, dass er allein handelte.
22:45Also die Frage, ob es mit einem Täter oder mehreren Tätern zu tun hat,
22:49begleitet uns vor Anfang des Verfahrens.
22:52Die Aufenthaltung, da war schon mal das erste Mal die Frage,
22:55wie kann ein Mann, der eigentlich als sehr wehrhaft bekannt ist,
23:00es zulassen, außerhalb Berlin geführt zu werden
23:04und sich da exekutieren zu lassen.
23:07Schafft das einer alleine?
23:11Der mögliche zweite Mann steht schon länger im Visier der Ermittler.
23:15Es ist Ali S.
23:18Er hat auffällig oft mit dem anderen Verdächtigen telefoniert.
23:21Ali S. ist hochverschuldet.
23:24Er kennt das Mordopfer sehr gut, war zeitweise sogar mit ihm befreundet.
23:28Schon zweimal wurde Ali S. vernommen,
23:31ohne dass ihm etwas nachzuweisen war.
23:35Dann aber willigt er ein, eine DNA-Probe abzugeben.
23:39Als endlich das Ergebnis vorliegt, schließt sich der Kreis.
23:43Eine Spur an der Unterwäsche des Opfers stammt von Ali S.
23:47Er muss der zweite Täter sein.
23:50Wie sich zeigen wird, war er auch der Drahtzieher.
23:54Wochenlang bereiten die Ermittler jetzt die Verhaftung vor.
23:58Am Morgen des 11. November 2009, 4 Monate nach dem Mord,
24:02stürmen Spezialkräfte die Wohnungen der Verdächtigen.
24:06Im Abstand von wenigen Minuten
24:09werden Ali S. und Ismet S. festgenommen.
24:12Als der Funkspruch kam, Täter fest, keine Verletzten,
24:16dann habe ich erst mal durchgeatmet.
24:19Wir haben leider viel zu viele verletzte Polizeibeamte im Dienst.
24:23Leider auch bei Gewalt Täter zugriffen, tote Polizeibeamte.
24:27Ich war als Polizeiführer einfach nur in dem Moment erleichtert,
24:31dass alle meine Kollegen am Abend
24:33gesund zu ihren Familien zurückkehren werden.
24:36Dann sind die beiden gefasst und verhaftet.
24:39Ich denke, man kann das am ehesten so vergleichen,
24:43wenn man ein gutes, langes Buch gelesen hat und das plötzlich fertig.
24:48Am 8. Juli 2010, ein Jahr nach der Tat,
24:52beginnt der Prozess gegen die zwei Beschuldigten.
24:56Erst nach Wochen geben Ali S. und Ismet S.
25:00zumindest die Entführung des Goldhändlers zu.
25:03Den Mord bestreiten beide.
25:06Was genau geschehen ist,
25:09muss vor Gericht aus Indizien rekonstruiert werden.
25:13Goldhändler Okan A., das spätere Mordopfer,
25:16sitzt am Abend des 9. Juli 2009 mit Freunden
25:20vor einem Restaurant am Berliner Kurfürstendamm.
25:24Er hat einen Beutel mit 47.000 Euro dabei.
25:28Der Erlös aus seinem Goldverkauf früher am Tag.
25:32Die Runde wird beobachtet von den beiden Tätern.
25:40In der Tiefgarage unter dem Wohnhaus des Goldhändlers
25:44schlagen die Entführer zu.
25:47Sie zwingen Okan A. mit Waffengewalt in seinen BMW.
25:51Wahrscheinlich muss er selbst sich ans Steuer setzen.
25:55Einer der Täter setzt mit im Auto,
25:57der Zweite folgt in einem anderen Fahrzeug.
26:02Über die Autobahn geht es zum Rastplatz im Süden Brandenburgs,
26:06wo der BMW des Goldhändlers zunächst abgestellt wird.
26:12Dann fahren die Täter mit ihrem Opfer zurück nach Berlin.
26:16In der Wohnung von Ismet S. wird er an die Heizung gefesselt,
26:20bedroht und geschlagen.
26:23Der Goldhändler verspricht,
26:25dass die Entführer das Lösegeld organisieren.
26:33Später fährt Ali S. noch einmal los und steckt den BMW in Brand.
26:38Vermutlich, um Spuren zu verwischen.
26:41Am nächsten Morgen lässt Okan A. seinen Freund das Lösegeld holen
26:46und hinter dem Kleidercontainer ablegen,
26:49wo Ali S. sich den Beutel holt.
26:51Die Entführer haben jetzt nicht nur 100.000 Euro Lösegeld,
26:55sondern dazu auch die 47.000 Euro, die ihr Opfer dabei hatte.
26:59Eigentlich sind sie am Ziel.
27:03Beiden war klar, wenn wir den, nachdem wir das Geld haben,
27:07laufen lassen, würde dieser Mann,
27:10das hat er in der Vergangenheit schon gezeigt mit eigenen Straftaten,
27:14sich furchtbar an beiden rächen. Also mussten sie ihn töten.
27:17Am Morgen des 11. Juli 2009
27:20fahren die zwei mit ihrem Opfer an die Landstraße bei Schönefeld.
27:24Vor oder während der Fahrt
27:27muss sich Okan A. bis auf die Unterwäsche ausziehen.
27:30Vermutlich wird der Goldhändler erst hier getötet.
27:33Wer genau den Schuss abgab, wird nie geklärt.
27:38Auch die Waffe bleibt verschwunden.
27:42Von dem erpressten Geld zahlt Ali S. einen Teil seiner Schulden ab.
27:47Ismet S. richtet sich von seinem Anteil ein Imbissgeschäft ein.
27:55Dass der mysteriöse Mord aufgeklärt werden konnte,
27:59liegt auch am ersten Einsatz von Mantrailer-Hunden in Brandenburg.
28:03Ihre Suchergebnisse haben zwar für sich allein keinen Beweis wert,
28:07doch die Richter würdigen die Mantrailer
28:10in einem der ersten Prozesse bundesweit sogar in ihrem Urteil.
28:13Hundeführerin von Budenbruck und ihre Tiere
28:16konnten sich so auch bei Gegnern dieser Methode durchsetzen.
28:21Mir am liebsten sind die, die erst mal kritisch
28:25mit einer natürlichen Portion Skepsis da sind,
28:28die aber offen genug sind, sich von Ergebnissen überzeugen zu lassen.
28:32Ismet S. und Ali S. werden im März 2011 zu lebenslanger Haft verurteilt.
28:38Sie müssen also mindestens 15 Jahre im Gefängnis verbringen.
28:44Es war ein herausragender Fall.
28:47Es war ein Fall, bei dem wir am Anfang überhaupt nicht sicher waren,
28:51ob wir ihn klären würden. Wir haben ihn geklärt.
28:54Wir sind also hier sehr, sehr tief
28:57auch in die Lebenswelt des Opfers eingestiegen.
29:00Es war die Gier nach dem Vermögen, nach dem vielen Geld,
29:05was man immer wieder auch vorgezeigt hat.
29:08Und das war eine ganz geplante Geschichte aus Habgier.
29:13Untertitel der Amara.org-Community

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