Auch sieben Jahre nach dem Fund eines getöteten Babys in
Sachsen-Anhalt ist die Mutter des namenlosen Kindes nicht
ermittelt. Kurz nach Ostern 2017 wurde der kleine Junge
gefunden, im Garten einer Arztpraxis in Weißenfels. „Kripo
live“ hat mehrfach über den Fall berichtet.
Bei den
Dreharbeiten im Jahr 2018 kam es zu einem damals neuen
Ermittlungsansatz. Sechs Jahre später schaut „Kripo live“
noc
.....
Sachsen-Anhalt ist die Mutter des namenlosen Kindes nicht
ermittelt. Kurz nach Ostern 2017 wurde der kleine Junge
gefunden, im Garten einer Arztpraxis in Weißenfels. „Kripo
live“ hat mehrfach über den Fall berichtet.
Bei den
Dreharbeiten im Jahr 2018 kam es zu einem damals neuen
Ermittlungsansatz. Sechs Jahre später schaut „Kripo live“
noc
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TVTranskript
00:00Guten Abend zu Kripo Live.
00:02Tätern auf der Spur.
00:03Menschenkind steht auf dem Grabstein des kleinen Jungen,
00:07der im April vor sieben Jahren getötet wurde.
00:10Wer dem Kind die schweren Kopfverletzungen zugefügt hat,
00:13wer seine Mutter ist, wer sein Vater, das alles ist noch ungeklärt.
00:17Ein sogenannter Cold-Case-Fall,
00:20bei dem Kripo Live die Ermittlungen von Menschenkindern
00:23in den letzten Wochen und Monaten durchgeführt hat.
00:26Weißenfels in Sachsen-Anhalt.
00:29Im April 2017 wird hier ein getötetes Baby gefunden.
00:32Vermutlich ist es kurz zuvor auch hier zur Welt gekommen.
00:36Auf dem Friedhof erinnert ein Grabstein an den namenlosen Jungen.
00:40Die Weißenfelser haben ihn Menschenkind genannt
00:44und legen in den Monaten nach dem Tod auf.
00:46Doch die Ermittlungen von Menschenkindern
00:49sind immer noch unerlässlich.
00:51Die Ermittlungen von Menschenkindern
00:54haben sie Menschenkind genannt
00:56und legen in den Monaten nach seiner Bestattung
00:59Kuscheltiere und sogar Spielsachen auf das Grab.
01:02Gesten der Zuwendung,
01:04die das kleine Menschenkind in seinem kurzen Leben nicht hatte.
01:10Im Bibelfers Jesaja 43,1, der auf dem Grabstein vermerkt ist,
01:14heißt es, fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst.
01:18Pfarrer Martin Schmelzer hat die Worte ausgewählt
01:22und die Trauerfeier geleitet.
01:24Auch für ihn, der regelmäßig Bestattungen betreut,
01:27eine außergewöhnlich traurige Situation.
01:33Es macht betroffen, es tut weh, einfach sich vorzustellen,
01:37dass da ein Kind ist, das keine Möglichkeit hatte, zu leben.
01:41Das keine Möglichkeit hatte, zu leben.
01:44Das keine Möglichkeit hatte, zu leben.
01:46Das keine Möglichkeit hatte, Liebe zu erfahren.
01:49Eigentlich will man anfangen zu weinen,
01:52weil das schmerzhaft ist.
01:54Es tut weh.
01:59Die Bestattung findet in Kleinem Kreis statt, im Juni 2017.
02:03Es regnet den ganzen Tag.
02:05In seiner Predigt geht es Pfarrer Schmelzer um das Kind,
02:09nicht um Spekulationen darüber, wer es getötet hat.
02:12Wir wissen nichts über die Mutter oder über den Vater.
02:16Wir wissen nur,
02:18ein misshandeltes, totgeschlagenes Kind wurde in Weißenfels gefunden.
02:27Vom Grab des getöteten Jungen bis zu dem Ort,
02:30an dem sein Leichnam gefunden wurde, sind es kaum 1000 Meter.
02:38Es ist dieses Grundstück an der Stelle,
02:41an der Seelauer Straße, Ecke Zeitzer Straße,
02:44auf dem die Babyleiche am 24. April 2017 entdeckt wird.
02:52An diesem Montag finden hier gegen 13 Uhr Gartenarbeiten statt.
02:58Sie enden am Rand einer Wiese mit einem schrecklichen Fund.
03:03Die Polizei dokumentiert den Fundort.
03:07Das tote Kind wird von einem braunen Kästchen verdeckt.
03:11Seine Haut ist hell, die Haare blond.
03:14Am Institut für Rechtsmedizin-Halle wird der kleine Leichnam
03:18und sein Kind, die Mutter, entdeckt.
03:20Der Todesvorgang wird von einem braunen Kästchen verdeckt.
03:24Seine Haut ist hell, die Haare blond.
03:27Am Institut für Rechtsmedizin-Halle wird der kleine Leichnam
03:31und sein Kind, die Mutter, entdeckt.
03:34Wir haben festgestellt,
03:36dass wir eine schwere, stumpfe Gewalteinwirkung
03:39gegen den Kopf hier vorliegen hatten.
03:41Die Todesursache war ein schweres Schädelhirndrauma.
03:45Komplikationen bei der Geburt oder einem Unfall
03:48schließen die Rechtsmediziner aus.
03:50Das Kind ist gesund auf die Welt gekommen.
03:53Das war ein reifes Neugeborenes mit den entsprechenden Reifezeichen.
03:58Wenige Tage nach dem Säuglingsfund
04:00ist der Fallthema bei CRIPOLIVE.
04:02Die Suche nach der Täterin oder dem Täter hat gerade erst begonnen.
04:07Die Staatsanwaltschaft veröffentlicht kaum Informationen.
04:13Wir haben einen vermutlichen Geschehensablauf,
04:16wie das Kind auch zu Tode gekommen ist.
04:19Zum genauen Inhalt unserer Ergebnisse
04:21kann ich allerdings keine Angaben machen,
04:24weil ich damit die Ermittlungen schlichtweg gefährden würde.
04:28CRIPOLIVE, ein halbes Jahr später.
04:30Noch immer ist der Fall ungeklärt.
04:33Jetzt geht die Polizei bei der Suche nach der Mutter des Babys
04:37einen ungewöhnlichen Weg.
04:39Es wird nun eine DNA-Reihenuntersuchung durchgeführt.
04:42Und zwar in der Umgebung des Fundortes der Leiche.
04:45Die Ermittler gehen davon aus,
04:47dass die Gesuchte ganz in der Nähe des Fundortes lebt.
04:51Und zwar in einem Radius von maximal 250 Metern.
04:54Der Radius unserer Festlegung resultierte aus kriminalistischer
04:58Erfahrung oder schlichtweg auch aus Lebenserfahrung.
05:02Der Leichnam ist nackt aufgefunden worden.
05:05Das heißt nicht, wie häufig in diesen Fällen,
05:07eingepackt in eine Decke, in einem Koffer, in einem anderen Behältnis.
05:12Sondern er ist nackt aufgefunden worden.
05:14Die Lebenserfahrung sagt, dass sich einen nackten Körper
05:18eines Kindes nicht weit ranziehen konnte.
05:20Das werde ich also nicht im Zweifel über mehrere Kilometer tun.
05:24Insbesondere, wenn ich das zu Fuß tun muss.
05:27Ein gewisser Erfahrungssatz spricht dafür,
05:30dass dieser Leichnam nicht mehr als 250 Meter,
05:33jedenfalls nach unserer Annahme, transportiert worden ist.
05:36Ein DNA-Abgleich könnte die Mutter identifizieren.
05:39Es wirkt zu dieser Zeit, als sei die Gesuchte eingekreist
05:43und eine Aufklärung möglich gewesen.
05:46Die Mutter wird in der Umgebung des Fundortes
05:48eingekreist und eine Aufklärung stünde unmittelbar bevor.
05:54Wir haben an dem getöteten Kleinkind Fremd-DNA gefunden,
05:58was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
06:01vom Täter oder der Täterin stammt.
06:03Wie sich später herausstellt,
06:05handelt es sich eindeutig um weibliche DNA.
06:08In einem Massentest werden Speichelproben von Frauen,
06:11die in Fundortnähe leben, gesammelt und mit der gesicherten DNA verglichen.
06:16Die Testpersonen sind im Alter zwischen 17 und 32 Jahren.
06:20Eine Schwangerschaft mit Kindstötung
06:22ist in diesem Alter aus kriminologischer Sicht am wahrscheinlichsten.
06:27Ca. 300 Frauen werden ausfindig gemacht und getestet.
06:31Wir ermitteln diesen Personenkreis
06:34aufgrund von Daten des Einwohnermeldeamtes.
06:37Die Personen werden dann durch ein Schreiben der Polizei
06:40zu einem solchen Test, sprich der Entnahme der DNA, eingeladen.
06:44Alles unter der Prämisse, dass das freiwillig ist.
06:47Doch die Gesuchte kann in Fundortnähe nicht ermittelt werden.
06:51Entweder sie lebt nicht im Radius von 250 Metern
06:54oder ist hier nicht gemeldet.
06:56Vielleicht passt auch das Alter nicht.
06:59Die Suche geht weiter.
07:03In einem anderen Fall aus Sachsen wohnte die Mutter tatsächlich
07:07in einer Wohnsiedlung ganz in der Nähe des Fundortes.
07:10Ihr totes Baby wurde auf einer Wiese der Gemeinde Niederau
07:14im Dezember 2017 gefunden.
07:21Die 30-jährige Frau hat in ihrer 1. Vernehmung eingeräumt,
07:25dass sie die Mutter des toten Babys ist.
07:27Sie hat das Baby bekommen im Auto, nicht irgendwo zu Hause oder unterwegs.
07:33Sondern im Auto, wo sie das Baby hat.
07:35Sie hat das Baby in der Nähe des Fundortes gefunden.
07:39Bei Temperaturen von etwas mehr als 0°C
07:41ist das Kind auf der Wiese erfroren.
07:44Aufgrund eines Zeugenaufrufs
07:45hatte es einen Hinweis aus der Bevölkerung gegeben.
07:49Das Kind war in Handtücher gewickelt.
07:51Die gesicherte DNA stimmte mit der der Mutter überein.
07:55Das Urteil, 4 Jahre Haft wegen Totschlags.
07:57Das Kind war in Handtücher gewickelt.
08:00Die gesicherte DNA stimmte mit der der Mutter überein.
08:04Das Urteil, 4 Jahre Haft wegen Totschlags.
08:06Im Fall aus Weißenfels
08:08steht ein Hinweis auf die Mutter mit DNA-Treffer noch immer aus.
08:13Um die Frau doch noch zu finden, hat die Staatsanwaltschaft
08:17entgegen den Überlegungen der Profiler
08:19den Suchradius später deutlich erweitert.
08:22Der 2. Durchlauf war ungefähr 2,5 km Radius um den Tatort.
08:26Faktisch betraf das sämtliche infrage kommenden Daten.
08:30Das war eine sehr schwierige Sache.
08:33Faktisch betraf das sämtliche infrage kommenden Frauen
08:37in der Stadt Weißenfels.
08:40Ein weiterer Fall aus Wilkau-Hasslau in Sachsen zeigt,
08:44dass zwischen dem Fundort einer Baby-Leiche
08:47und dem Wohnort der Mutter mehrere Kilometer liegen können.
08:55Im März 2018 steht Anja G. vor Gericht.
08:59Sie ist zu diesem Zeitpunkt 33 Jahre alt
09:02und hat bereits 4 Kinder zur Welt gebracht.
09:05Staatsanwältin Ines Leonhardt geht damals in der Anklage davon aus,
09:10dass Anja G. ihr 5. Kind getötet hat.
09:14Der Mutter wird vorgeworfen,
09:17das Kind nach der Geburt nicht versorgt zu haben,
09:20sodass es dann verstarb.
09:22Tatvorwurf ist Totschlag durch Unterlassen.
09:24Ein Unterlassen ist immer dann strafbar,
09:27wenn der Täter rechtlich dafür einzustehen hat,
09:30dass ein bestimmter Erfolg nicht eintritt,
09:33wenn er eine sogenannte Garantenstellung inne hat.
09:36Eine Mutter hat mit Sicherheit eine derartige Schutzpflicht
09:41gegenüber ihrem neugeborenen Kind.
09:44Ihren kleinen Jungen hat Anja G. nach eigener Aussage mit dem Auto
09:49zu einer Wiese außerhalb von Wilkau-Hasslau gefahren.
09:54In Textilien gewickelt, wurden seine Überreste
09:57elf Monate später in einer Plastiktüte gefunden.
10:01Anja G. wird wegen Totschlags zu drei Jahren Haft verurteilt.
10:05Ob sie möglicherweise noch ein weiteres Kind geboren
10:09und getötet hat, kann nicht geklärt werden.
10:17Frühjahr 2018.
10:19CripoLife wendet sich an die Kriminologin Dr. Bettina Götze.
10:25Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren
10:30mit dem Thema Kindstötung.
10:32Sie betreibt ein Institut für Kriminalanalytik
10:35und forensische Psychologie.
10:37Für ihre Promotion hat sie Taten und Biografien von Frauen,
10:41die ihre Kinder getötet haben, analysiert.
10:46Pro Jahr passieren im Bundesgebiet in Deutschland
10:49ca. 30 bis 40 Neonazizide.
10:51Neonazizid heißt also Kindstötung
10:53unmittelbar in den ersten 24 Stunden nach der Geburt.
10:57Das ist die Zahl, die das Hellfeld betrifft,
11:00also die registrierte Kriminalität.
11:02Dann haben wir noch das Dunkelfeld.
11:04Hier geht man davon aus, dass mindestens noch mal so viele,
11:08also weitere 30 bis 40, wenn nicht sogar mehr,
11:11Kinder getötet werden, deren Leichen nie gefunden wurden bislang.
11:15Für ihre wissenschaftliche Arbeit hatte die Kriminologin Kontakt
11:19zu Frauen, die ihre Kinder getötet haben
11:21und dafür verurteilt worden sind.
11:24Mit ihnen im Strafvollzug oder später ins Gespräch zu kommen,
11:27war nicht leicht.
11:29Sie können sich sicherlich vorstellen,
11:32dass die Täterinnen sehr verhalten sind,
11:34was Informationen betrifft.
11:36Es war sehr schwer, das Vertrauen zu gewinnen.
11:39Wenn man aber diesen Zugang hatte,
11:41dann ist sehr schnell ein Informationsfluss entstanden,
11:44sodass ich doch relativ gut Hinweise und Informationen erlangen konnte,
11:49wie das bisherige Leben der Frauen verlaufen ist.
11:51In einem Fall kann sich Dr. Bettina Götze ganz besonders erinnern,
11:55weil die Täterin ihr gegenüber nach anfänglicher Skepsis sehr offen war.
12:00Eine kommunikative junge Frau,
12:02die schlichtweg nicht wusste, wer der Vater ihres Kindes war.
12:07Sie hatte mehrere Parallelverhältnisse
12:10und hatte auch Angst, irgendjemandem ein Kind unterzuschieben,
12:14der möglicherweise nicht der Vater ist.
12:17Sie hatte immer den Verdacht,
12:19dass ihr aktueller Freund nicht der leibliche Vater ist,
12:22weil sie mit dem Ex-Freund noch eine Beziehung hatte
12:25und mit einem weiteren Mann aus einem anderen Bundesland.
12:28Sie konnte sich das nicht erklären.
12:30Irgendwie haben sich dann die Ereignisse überschlagen.
12:33Durch die negative Prägung in ihrem eigenen Elternhaus
12:36ist dann der Entschluss bei ihr entstanden,
12:38das Kind nicht haben zu wollen bzw. dann eben zu töten.
12:44Dr. Bettina Götze fährt zum Fundort der Babyleiche nach Weißenfels.
12:48Die Kriminologin will sich selbst ein Bild vom Ort des Geschehens machen.
12:52Auf dem Grundstück sieht sie sich die Stelle genau an,
12:55an der der Leichnam über den Zaun geworfen wurde.
12:58Wahrscheinlich Karfreitag 2017.
13:02Genauer lässt sich die Zeit nicht eingrenzen.
13:08Der erste Eindruck ist aus meiner Sicht,
13:12dass wir uns in einer relativ belebten Gegend befinden,
13:15relativ zentral gelegen.
13:17Das Entdeckungsrisiko ist durchaus vorhanden.
13:20Wir sind hier also nicht in der absoluten Einsamkeit,
13:23in der absoluten Anonymität.
13:25Wir sehen Häuser, Wohnhäuser, Geschäftshäuser.
13:29Wir sehen Parkplätze, sodass die Täterin oder der Täter,
13:32wer auch immer das Kind hier abgelegt hat,
13:34durchaus in Kauf genommen hat, entdeckt werden zu können.
13:40Die Kriminologin versucht sich vorzustellen,
13:43was an diesem Ort passiert ist.
13:46Was verrät der Fundort möglicherweise
13:49über die Täterin oder den Täter?
13:52Vermutlich, davon ist eher auszugehen,
13:55war es für die Täterin oder den Täter
14:00der beste und der erst geeignetste Ablageort,
14:03auf den sie drauf treffen konnte.
14:07Vermutlich fand die Geburt zu Hause statt.
14:10Nach der Tötung musste sie sich des Säuglings schnell entledigen.
14:14Hat sich also alles folgendermaßen abgespielt?
14:17Ist die gesuchte Frau, wie in vielen Fällen von Kindstötungen,
14:21bei der Geburt allein?
14:24Oder gibt es überhaupt jemanden, der weiß, dass sie schwanger ist?
14:28Fügt sie selbst ihrem Kind die massiven Kopfverletzungen zu
14:33und tötet ihren Jungen dadurch?
14:37Sollte sie tatsächlich alleine gewesen sein,
14:40muss sie den Leichnam vom Tatort zu dem Grundstück,
14:43auf dem er später gefunden worden ist, gebracht haben.
14:54Der Leichnam des Jungen
14:56wurde nackt über den Zaun auf das Grundstück geworfen.
14:59Etwa eine Woche nach der Tötung wird er entdeckt.
15:06Wir betreten jetzt die Wiese in Richtung Zaun,
15:09wo der Säugling gefunden wurde.
15:13Das war etwa in diesem Bereich, sodass die Theorie stimmt,
15:17dass die Täterin oder der Täter von außen kam
15:20und an dieser Stelle den Säugling drübergeworfen hat.
15:27Unmittelbar am Zaun wird der Leichnam des Jungen gefunden.
15:31Auf dem Bauch liegt ein kleines, schwarzes Zeugchen,
15:34das den Säugling entdeckt hat.
15:36Der Säugling hat den Säugling in die Hand gelegt.
15:39Der Säugling hat den Säugling entdeckt.
15:42Auf dem Bauch liegend, die Ärmchen leicht angewinkelt,
15:46ohne Textilien oder Gegenstände.
15:53Aufgrund der Tatsache,
15:55dass der Säugling unbekleidet hier aufgefunden wurde,
15:58kann man sehr sicher schließen,
16:00dass die Mutter keinerlei Anstrengungen unternommen hat,
16:03sich auf die Geburt des Kindes vorzubereiten.
16:06D.h., sie ist vorab nicht in einen Bekleidungsladen für Babys gegangen
16:10und hat keine Schweranzüge, Decken etc. besorgt.
16:13D.h., sie hat vermutlich, dass es bei vielen Täterinnen so,
16:16die ihr Kind umgebracht haben, die Schwangerschaft verdrängt
16:19und sich mit dem Gedanken,
16:21was ist nach der Geburt, überhaupt nicht auseinandergesetzt.
16:24Das erklärt es auch sehr gut,
16:26dass hier keine Bekleidung an dem Säugling zu finden war.
16:29Könnte der Verdrängungsprozess der Mutter
16:32die Tat und die schweren Kopfverletzungen erklären?
16:35Hatte sie kein Verhältnis zu ihrem Kind?
16:39Oder hat sich alles ganz anders abgespielt?
16:44Hier im vorliegenden Fall haben wir es mit einem Verletzungsbild zu tun,
16:48das eher atypisch für Frauen, die ihre Kinder getötet haben, ist.
16:52Üblicherweise, das konnten auch viele Studienergebnisse zeigen,
16:56wählen Frauen den Erstickungstod
16:58oder sie ertränken ihr Kind in der Badewanne.
17:01Im vorliegenden Fall war das anders.
17:03Hier handelt es sich um schwere Gewalteinwirkungen
17:06und man sollte die Frage aufwerfen,
17:09ob nicht ein männlicher Mittäter oder ein Haupttäter agiert hat.
17:13Das kann der Kindsvater sein,
17:15das kann der neue Freund der Frau sein, das wissen wir nicht.
17:19Aber es ist nicht auszuschließen,
17:21dass die Frau diese Handlung nicht eigenständig, nicht allein ausführte,
17:25sondern dass ein männlicher Täter mit agiert hat.
17:28Hat also möglicherweise der Vater oder ein neuer Lebensgefährte
17:32das Kind der Mutter unmittelbar nach der Geburt entrissen
17:35und getötet?
17:37Wenn ja, mit welchem Motiv?
17:39Und warum schweigt die Mutter dazu?
17:54Diese Frauen sind den Partnern auch oft hörig.
17:57Es kann ja auch sein,
17:59dass der Partner so viel Druck aus die Frau ausübte,
18:02dass sie so verängstigt ist,
18:04dass sie sich überhaupt nicht traut,
18:06aus dieser häuslichen Gewaltsituation,
18:08aus dieser Unterdrückungssituation auszubrechen
18:11und auf externe Hilfe der Behörden zurückzugreifen.
18:15Das ist absolut vorstellbar,
18:17dass also massive Ängste das verhindert haben.
18:20Sollte ein Mann die Babyleiche abtransportiert haben,
18:23dann könnte der Tatort sogar noch weiter entfernt sein,
18:26in einer anderen Stadt oder sogar in einem anderen Bundesland liegen.
18:30Allerdings ist es nicht möglich,
18:32für diese Version gibt es keinen Beweis.
18:35Gesichert werden konnte an dem Kind nur eine weibliche DNA-Spur.
18:44Was ist hier passiert?
18:46Als CRIPOLIVE im Frühjahr 2018 am Fundort dreht,
18:49gibt es zunächst keine neuen Ermittlungsansätze.
18:52Dr. Bettina Götze sieht Parallelen zu einem anderen Fall.
18:56Ich habe mich z.B. mit einem Fall intensiver beschäftigt.
18:59Der weist erhebliche Parallelen zu diesem Fall auf.
19:02Dort hat eine Frau auch ihr Kind zu Hause zur Welt gebracht
19:05und dann getötet.
19:08Sie hat den nächstbestgelegenen öffentlichen Ablageplatz ausersucht.
19:12Das war auch ein ähnliches Gelände wie hier,
19:14eine Garten- und Parkanlage.
19:16Auch er belebt in einem öffentlichen Bereich,
19:19wo sie eine Sackgasse aufgesucht hat.
19:21Das ist sogar ähnlich wie hier.
19:23Dieses Verhalten von Frauen, sofern es die Täterin war,
19:26das wissen wir im Moment nicht, die den Leichnam hier beseitigt hat,
19:30das findet man aber immer wieder.
19:32Da kann man durchaus Parallelen zu anderen Fällen schließen.
19:36Der Dreh des CRIPOLIVE-Kamera-Teams mit einer Drohne
19:39sorgt bei den Anwohnern im Viertel für Aufsehen.
19:42Der Fall ist jedem hier sehr präsent.
19:44Die Anwohner sind in der Nähe von einem anderen Ort.
19:48Die Anwohner sind in der Nähe von einem anderen Ort.
19:51Doch was passiert, als wir die Dreharbeiten beenden,
19:54überrascht auch uns.
19:56Dr. Bettina Götze erhält einen Hinweis zu einer konkreten Person.
20:00Kurzfristig bekommt CRIPOLIVE einen Drehtermin
20:03bei der Polizeidirektion in Halle.
20:05Nachdem wir uns den Fundort noch einmal genauer angeschaut haben,
20:09wollten wir auch uns ein intensiveres Bild
20:12über die Umgebung der Anwohner ansehen.
20:15Die Anwohner sind in der Nähe von einem anderen Ort.
20:18Wir wollten uns ein intensiveres Bild über die Umgebung verschaffen.
20:22Für uns war wichtig, herauszufinden,
20:24was das für Häuser in unmittelbarer Fundortnähe sind.
20:27Wer wohnt in diesen Häusern?
20:29Bei diesen Recherchen sind wir auf Informationen gestoßen,
20:33die zumindest überprüfungswürdig sind,
20:35die dringend abgeprüft werden müssen durch die zuständige Polizei.
20:39Allerdings muss man auch sagen,
20:41dass man in dieser Phase sehr vorsichtig sein muss,
20:44weil keine ermittlungsrelevanten Informationen nach außen gelangen.
20:48Christina Götze trifft zunächst
20:50den damaligen Pressesprecher der Polizeidirektion Süd, Ralf Karlstedt.
20:54Die Kriminologin schildert kurz, was passiert ist,
20:57und wird sofort zum leitenden Ermittler der Mordkommission gebeten.
21:07Etwa eine Stunde lang dauert das Gespräch,
21:09das nicht gefilmt werden darf,
21:11da es dabei um einen Hinweis auf eine mögliche Täterin geht.
21:19Im Moment kann man diese Information nicht nach außen tragen,
21:22weil konkrete Namen genannt wurden.
21:24Und um keine Person falsch zu bezichtigen,
21:27sollte tunlichst vermieden werden,
21:29diese Namen zum derzeitigen Ermittlungsstadium zu veröffentlichen.
21:33Und auf der anderen Seite handelt es sich auch teilweise um Wissen,
21:36was nur die Täterin haben könnte.
21:38Um die Täterin hier nicht zu warnen,
21:41werden wir auch mit diesen Informationen
21:43nicht an die Öffentlichkeit gehen.
21:45Nur so viel wird damals bekannt.
21:47Die Täterin ist eine Frau Handeln,
21:49die sich häufig in der Nähe des Fundortes aufhält.
21:52In einer Wohnung, in der sie polizeilich nicht gemeldet ist.
21:55Ist sie die Mutter des Kindes?
22:01Vor wenigen Tagen treffen wir die Kriminologin Dr. Bettina Götze
22:05erneut und fragen, wie es damals zu dem Hinweis gekommen ist
22:09und vor allem mit welchem Ergebnis.
22:13Während meiner Ort-Analyse, wenn man so will,
22:16kam eine Dame aus der Bevölkerung auf uns zu und sprach mich direkt an
22:21und äußerte einen Hinweis, wer die mögliche Täterin sein könnte.
22:26Dieser Name oder diese Information wurde dann selbstverständlich
22:30auch an den zuständigen Ermittler weitergetragen.
22:33Man muss aber letztendlich sagen,
22:35dass dieser Hinweis nicht zielführend war.
22:37Seit inzwischen sieben Jahren ist nicht geklärt, wer die Mutter ist,
22:41die offenbar unbemerkt ein Kind zur Welt gebracht
22:45und mutmaßlich getötet hat.
22:47Polizei und Staatsanwaltschaft haben keine neuen Ermittlungsansätze.
22:51Mehr als 2000 Frauen aus Weißenfels wurden inzwischen überprüft.
22:57Es ist, wie man das so schön nennt, ein sogenannter Cold Case.
23:01Wir ermitteln nicht mehr mit einer damals Sonderermittlungsgruppe,
23:05sondern wir ermitteln im Moment noch mit einem Polizeibeamten,
23:09der sich auch mit der Sache beschäftigt, weiter.
23:13Der dann versucht, diese 124 noch offenen Personen
23:16entweder ausfindig zu machen, auszuschließen, dass sie existieren
23:20und dann eben zu einem DNA-Treffer zu kommen.
23:23Ansonsten sind wir natürlich auf Kommissar Zufall angewiesen.
23:27Wir haben ja immerhin die DNA der Tatverdächtigen gespeichert.
23:35Das getötete Baby von Weißenfels.
23:37Die Suche nach seiner Mutter, sie geht weiter.
23:42Denn ermittelt wird wegen Mordes. Die Tat verjährt nicht.
23:46Der Junge, auf dessen Grabstein Menschenkind steht,
23:50wäre im April sieben Jahre alt geworden.