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Im Juli 1999 stoßen Hobby-Schatzsucher auf dem Mittelberg im
Burgenlandkreis mit ihrem Metalldetektor auf Gegenstände aus
Bronze. Darunter sind Schwerter, Beile sowie eine Scheibe, die
sie für einen vergleichsweise unbedeutenden Eimerdeckel
halten. Sofort bieten sie die Gegenstände einem Kunstsammler
an. Er zahlt den Schatzsuchern 32.000 D-Mark und reinigt die
Objekte unter anderem mit Stahlwolle.

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Transkript
00:00Ein unschätzbar wertvolles Fundstück inmitten einer Polizeiaktion. Nur wenige Sekunden, dann haben die verdeckten Ermittler das Kunstwerk gesichert.
00:11Die Hehler abgeführt. Vorausgegangen war eine jahrelange Suche nach dem rätselhaften Schatz.
00:19Die Ermittlungen jetzt in Kripo Live. Tätern auf der Spur.
00:30Raubgräber auf dem Mittelberg in Sachsen-Anhalt auf illegaler Mission.
00:41Als die Sonde anschlägt, können sie ihr Glück kaum fassen. Ihr Fund, mehrere bronzerzeitliche Gegenstände.
00:49Darunter eine mysteriöse Scheibe. Die Männer ahnen nicht, dass sie später weltberühmt wird.
00:56Fast zwei Jahre bleibt der Fund geheim. Dann wird er dem Landesarchäologen von Berlin zum Kauf angeboten.
01:10Er hat Fotos erhalten und zeigt sie Harald Meller. Er ist seit kurzem Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt.
01:19Von hier, aus Sachsen-Anhalt, soll der Fund stammen. Meller ist beeindruckt, wovon ihm sein Berliner Kollege berichtet.
01:29Er glaubte, dass das sozusagen ein ernsthaftes Angebot ist, allerdings natürlich eines geraubten Fundes.
01:38Das Angebot umfasst Schwerter, Beile, Armringe und die Scheibe.
01:43Für Meller steht fest, dass die Stücke illegal geborgen wurden.
01:48Wie die meisten deutschen Länder verfügt Sachsen-Anhalt über ein Schatzregal, das sozusagen klar regelt,
01:55dass Funde von herausragender und wichtiger wissenschaftlicher Bedeutung dem Land gehören.
02:00Damit war der Fund illegal dem Land entzogen und damit illegal.
02:05Von den angebotenen Gegenständen ist Meller überwältigt.
02:09Er schätzt, dass sie mehr als 3000 Jahre alt sind.
02:13Sollte dieser Fund tatsächlich existieren und sollte dieser Fund echt sein,
02:18dass das zweifellos eine der größten Sensationen der Archäologiegeschichte überhaupt wäre.
02:23Aber als Wissenschaft ist man natürlich zuerst einmal skeptisch und prüft es.
02:28Andererseits hatte ich gleich den Verdacht, dass der Fund wahrscheinlich authentisch ist.
02:32Und zwar aus einem ganz einfachen Grund. Alle Fälschungen, die wir kennen, fälschen Bekanntes.
02:38Irgendetwas, eine Goldscheibe, die man schon kennt.
02:42Fälscher sind aber in der Regel nicht so kreativ, etwas vollkommen Neues zu schaffen,
02:48sondern sie kompilieren Bekanntes. Und das war dort zweifellos nicht der Fall.
02:53Mit den Aufnahmen kommt Meller wie elektrisiert zurück ins Museum für Vorgeschichte in Halle.
02:58Dort überlegt er zusammen mit Kollegen, was das für eine Scheibe sein könnte.
03:03In jedem Fall geht er von einer Abbildung des Himmels aus.
03:08Der konkrete Himmel wird in der ganzen Vorgeschichte, aber auch in der Antike nicht dargestellt.
03:13Von daher war der Fund auch in seiner Darstellungsart,
03:18in der reduzierten, perfekten Weise, wie der Himmel dargestellt wurde,
03:22was völlig Exzeptionelles und Revolutionäres.
03:26Meller will das Kultusministerium als Aufsichtsbehörde und die Staatsanwaltschaft von der Bedeutung des Falls überzeugen.
03:34Dazu verfasst er eine Kurzbewertung, allein anhand der Fotos.
03:39Er ist sich sicher, die Bronze Scheibe macht den Fund zu einer der wichtigsten archäologischen Entdeckungen des letzten Jahrhunderts.
03:46Die Behörden sind schnell überzeugt, dass die Scheibe unbedingt für Sachsen-Anhalt gesichert werden muss.
03:51Das Problem, man kennt weder Besitzer noch Anbieter.
03:55Monate später.
03:58Mithilfe eines Kunsthändlers und eines Journalisten gelingt es Meller, mit einer Frau zu telefonieren,
04:04die behauptet, den Besitzer der Scheibe zu kennen.
04:09Es kam dann, als ich mit meiner Frau telefoniert habe,
04:12zu einem Kontakt, zu einem Telefonat mit einer Hehlerin.
04:16Und mit der hatte ich mich verabredet, mich zu treffen in einem Historia-Restaurant in Karst, also im Rheinland.
04:25Die Stadt Karst, westlich von Neuss und Düsseldorf.
04:29Treffpunkt ist eine Gaststätte mit archäologischem Ambiente.
04:33Und dort brachte ich natürlich einen verdeckten Ermittler,
04:37einen Kriminalhauptkommissar mit.
04:40Und der verdeckte Ermittler gab an, ein Verwaltungsbeamter des Museums zu sein, was er ganz ausgezeichnet machte.
04:48Er war also perfekt gekleidet und ich hätte ihm das sofort abgenommen.
04:52Er war auch entsprechend instruiert, also das war wirklich beeindruckend.
04:57Die Frau, mit der sich Meller verabredet hat, bringt einen Rechtsanwalt mit.
05:01Nach einer Weile kommt sie endlich auf die Scheibe zu sprechen.
05:05Sie sagt, sie kenne den aktuellen Besitzer, aber der sei sehr scheu.
05:11Er würde die Scheibe weiterverkaufen und verlange 700.000 D-Mark.
05:16Letzten Endes haben wir verabredet, dass wir uns auf neutralem Boden treffen
05:23und dass wir uns auf dem neutralen Boden treffen.
05:26Wir haben verabredet, dass wir uns auf neutralem Boden treffen und dass wir dann die Scheibe erwerben.
05:34Das Ganze war natürlich fingiert und der neutrale Boden sollte die Schweiz sein.
05:39Zurück in Sachsen-Anhalt.
05:42Noch immer kennt Harald Meller die merkwürdige Scheibe nur von Fotos.
05:46Gemeinsam mit den Ermittlern des Landeskriminalamts wird eine Strategie entwickelt.
05:50Wichtigstes Ziel, der Fund soll nicht in dunklen Kanälen verschwinden, etwa bei Kunstspekulanten in den USA.
05:58Daher soll Meller den Lockvogel spielen und den Kauf der Scheibe in die Wege leiten.
06:04Nach dem Treffen im Restaurant bekommt Meller mehrere Anrufe von der blonden Frau.
06:10Sie setzt alles daran, dass der Kauf stattfindet.
06:13Die Übergabe soll in der Schweiz erfolgen, dort sei es sicherer für sie und den Besitzer.
06:21Basel. Hier soll das eingefädelte Geschäft zwischen dem Landesarchäologen aus Sachsen-Anhalt und den Helern über die Bühne gehen.
06:31Die Schweizer Ermittler um Kriminalkommissär Peter Gill werden von ihren deutschen Kollegen eingeweiht in das Vorhaben des fingierten Kaufs.
06:41Deshalb hat die Staatsanwaltschaft in Halle ersucht, dass die Basler Behörden einerseits einen verdeckten Ermittler zulassen, das war Herr Meller.
06:53Und andererseits auch die Himmelsscheibe Beschlagnahmt und die Personen, welche damit handeln, beziehungsweise diese verkaufen wollten, dass wir diese festnehmen.
07:05Ende Februar 2002 ist es so weit.
07:07Harald Meller fährt nach Basel.
07:10Es war Schneetreiben, ganz schlechtes Wetter, ich brauchte ewig, kam sehr spät an, habe nur ganz kurz genächtigt.
07:19Denn am Vormittag relativ früh ging es schon in die Staatsanwaltschaft und zur Kriminalpolizei.
07:25Da waren dann sehr viele Menschen, wo man erklärte mir sozusagen, dass ich hier nicht den Helden spielen solle, dass ich gut beschützt und überwacht würde.
07:34Und dass ich den verdeckten Ermittler geben sollte und das habe ich dann auch gerne gemacht.
07:41Wo in Basel genau der Verkauf stattfinden soll, lassen die Händler lange offen.
07:46Zunächst soll es der Vorraum eines Bankschließfaches sein, dann ein Hotel.
07:51Schließlich treffen sie sich in der Cafeteria des Hilton Hotels.
07:54Harald Meller, die Frau, die er bereits kennt und der angebliche Besitzer der Himmelsscheibe.
08:03Bei solchen Situationen ist immer ein gewisser Grad an Unsicherheit, weil wir wissen ja nicht, wie reagieren die Leute.
08:12Wir wissen nicht, wie reagiert ein nicht professioneller, verdeckter Ermittler.
08:18Man muss immer damit rechnen, dass jemand in einer so angespannten Situation vielleicht nicht so reagiert, wie wir uns es vorstellen.
08:27Zehn Monate Suchen und Hoffen liegen hinter Harald Meller.
08:31Wird er nun die Scheibe, die ihm manch schlaflose Nacht bereitet hat, erstmals mit eigenen Augen sehen?
08:38Ich war dann noch beunruhigter, als ich dorthin gekommen bin.
08:42Und ich den Eindruck hatte, dass möglicherweise die Polizei uns vielleicht verloren hätte,
08:47denn ich konnte nirgends einen Polizeibeamten oder jemanden entdecken, den ich auch für einen verdeckten Ermittler gehalten habe.
08:54Nach einer kurzen Plauderei über das Wetter und die Anreise, kommen die Frau und der Mann zum Thema.
09:01Dann haben die sozusagen ersten Beispiele, die ich mir vorgestellt habe,
09:06auf den Tisch gepackt und ich habe eine Echtheitsprüfung machen sollen.
09:11Dazu hatte ich einen eindrucksvollen gelben Chemiekoffer dabei mit verschiedenen Ingredienzien
09:17und habe dann natürlich eine Echtheitsprüfung vorgetäuscht, die in einem ganz basalen Sinn tatsächlich hinweist,
09:25ob es sich da um Bronze handelt und ob da Sinnanteile da sind.
09:30Aber das ist jetzt nichts Wesentliches und nichts, was die Echtheit wirklich prüfen könnte oder eine Fälschung ausschließen.
09:37Das war mehr so Show.
09:40Meller kann die beiden beeindrucken.
09:43Aber wo ist die Scheibe? Die Hehler haben keine Tasche dabei, in der sie sich befinden könnte.
09:50Und da stellte sich heraus, er hatte die in ein Handtuch gewickelt, unter dem Pulver,
09:55ein sehr guter Ort, denn da war es aber mal so, dass man das nicht sehen konnte.
10:00Der Mann war also nicht stämmig, sondern der konnte das da unter dem Pulver verstecken.
10:04Und der hat dann die Scheibe hervorgenommen und mir bereicht.
10:08Zum ersten Mal hält Meller die Scheibe in den Händen. Ein ganz besonderer Moment.
10:15Es ist ganz, ganz massiv und dick und schwer, über zwei Kilogramm.
10:19Das war schon faszinierend und gleichzeitig übt die Scheibe, wenn man sie in der Hand hat,
10:24natürlich eine ungeheure Faszination durch die Macht dieses Bildes aus, durch die Aura, diese Authentizität.
10:32Man ist völlig fasziniert von dem Gegenstand. Gleichzeitig ist man auch beunruhigt.
10:39Es hätte ja sein können, dass der Herr eine Waffe bei sich hat.
10:42Wieder deutet Meller eine Echtheitsprüfung an, um die Hehler zu beeindrucken.
10:47Dazu bringt er ein Teststäbchen mit der Bronze in Kontakt.
10:51Versieht es mit speziellen Flüssigkeiten und zündet es an.
10:56Wie erhofft verfärbt sich die Flamme. Der Test ist geglückt.
11:03Gleichzeitig holt Meller die Scheibe in die Hand.
11:07Gleichzeitig hofft Meller noch immer auf einen Zugriff der Polizei, aber nichts passiert.
11:13Es ging dann darum, dass man jetzt irgendwann einmal einen Vertrag unterschreibt und den Preis fixiert.
11:21Und da war klar, ich wollte keine Verträge unterschreiben, sondern ich wollte, dass die jetzt, wo die Himmelsscheibe da war, festgenommen werden.
11:28Meller befürchtet, dass die Polizei ihn tatsächlich aus den Augen verloren hat.
11:32Er geht auf die Toilette. Von dort versucht er, die Ermittler anzurufen, doch er hat keinen Empfang.
11:39Das Signal kommt durch die dicken Mauern im Untergeschoss nicht durch.
11:43Das sind natürlich Schrecksekunden, wenn es nicht funktioniert.
11:48Weil man denkt dann, was passiert jetzt, wenn ich rauskomme, sind die noch da?
11:54Ich sehe ja keine Polizei. Konnten die einfach das Hotel verlassen?
11:58Nach einiger Zeit hat es dann funktioniert, dass er den Kollegen des Landeskriminalamtes erreichen konnte.
12:06In einer Ecke kann Meller eine Kurznachricht absetzen. Erleichtert geht er zurück an den Tisch.
12:15Und als ich wiederkam, waren Gott sei Dank die beiden Helern auch da.
12:20Ich setzte mich gegenüber und dann erfolgte schon sehr schnell der Zugriff.
12:24Der Zugriff kommt für alle überraschend.
12:35Selbst Meller weiß zu dem Zeitpunkt nicht, dass er von verdeckten Ermittlern genau beobachtet wurde.
12:42Es hatte zu diesem Zeitpunkt mehr Polizei als Hotelgäste vor Ort. So viel kann ich Ihnen verraten.
12:48Die beiden Personen wären sicher niemals aus dem Hotel gelangt.
12:57Der Mann und die Frau werden festgenommen. Die Scheibe sichergestellt. Erleichterung.
13:04Doch wo sind die anderen Teile des Fundes? Die Hehler zeigen sich kooperativ.
13:11Ich habe dann festgestellt, welche Gelegenheit es war, die Scheibe sicherzustellen.
13:16Ich habe dann festgestellt, welche Gegenstände von dem Hortfund vorhanden sind und welche nicht vorhanden sind.
13:23Und die Täter haben ja dann gestanden, dass der Rest des Hortfundes sich bei dem Hehler selbst zu Hause befindet
13:31und eingewilligt, dass der dort beschlagnahmt wird.
13:34Von Basel aus veranlasst ein deutscher LKA-Beamter die Durchsuchung der Hehlerwohnung.
13:40Diese befindet sich in Jüchen in Nordrhein-Westfalen und damit ganz in der Nähe von Karst,
13:45wo das erste Treffen mit der Frau stattgefunden hatte.
13:48Die Räume werden noch am gleichen Tag durchsucht. Mit Erfolg.
13:52Die Beamten können die weiteren Teile des Fundes sicherstellen. Hier Originalaufnahmen der Polizei Neuss.
13:58Gehören diese Teile und die Scheibe tatsächlich zu einem Fund? Für die Archäologen ist das noch nicht belegt.
14:05Die nächste Frage, die sich stellte, wenn das alles zusammengehört und die Scheibe echt ist, wo kommt die Himmelsscheibe her?
14:12Wo wurde sie eigentlich gefunden? Wer hat sie dort geborgen? Wer waren die Erstfinder? Wie lief die Kette der Hehler?
14:22Die Sternenscheibe, wie sie damals genannt wird, kommt von Basel unbürokratisch ins Landeskriminalamt in Magdeburg.
14:29Hier erfolgen die ersten professionellen Untersuchungen zur Echtheit der Bronzescheibe.
14:35Der Fachmann, Diplomphysiker Mario Schulz am Rasterelektronenmikroskop.
14:42Mit Kunstgegenständen hat er damals nur selten zu tun.
14:46Unter dem hochwertigen Mikroskop liegen bis heute zumeist Schmauchspuren von Verdächtigen.
14:51Insofern ein ungewöhnlicher Auftrag.
14:54Es ging um die Fragestellung letztendlich, ob diese Scheibe, die ja auch durch die grüne Patina so auffiel,
15:01ob die wirklich aus der Bronzezeit stammte oder nicht.
15:05Dazu untersucht der Physiker zunächst ein klitzekleines, kaum sichtbares Stück Gold der Scheibe.
15:11Ist das Gold rein oder mit anderen Metallen vermischt, also legiert?
15:16Die Goldprobe wird mit einem Elektronenstrahl beschossen.
15:20Im Ergebnis liefert der angeschlossene Computer zunächst ein Bild der Oberfläche,
15:25dann ein sogenanntes Röntgenspektrum.
15:29Das Röntgenspektrum zeigte ganz deutlich, dass es unlegiertes Gold ist,
15:35also keine Legierung mit Kupfer oder Silber dabei war.
15:41Das heißt, Material typisch für die Bronzezeit.
15:44Genauso verfährt Mario Schulz mit einem Mikropartikel Bronze der Scheibe.
15:49Bronze besteht im Wesentlichen aus Kupfer mit kleinen Anteilen Zinn.
15:54Das Ergebnis, die Bronze enthält nur wenig Zinn und umso mehr Kupfer.
15:59Das bedeutet, nicht nur die Auflagen aus Gold stammen höchstwahrscheinlich aus der Bronzezeit,
16:04sondern auch die Scheibe selbst. Ein erster wichtiger Schritt.
16:08Wir konnten innerhalb von wenigen Stunden erste Ergebnisse liefern.
16:11Sodass der große Druck oder der Zweifel der Archäologen beseitigt werden konnte.
16:17Jetzt können die Archäologen die Scheibe mit gutem Gewissen der Öffentlichkeit präsentieren.
16:26Harald Meller erklärt den Journalisten.
16:29Auf alle Fälle haben Sie hier die erste Darstellung des Sternenhimmels mit Sonne und Mond in der europäischen Geistersgeschichte.
16:38Der Mann, der die Scheibe damals in die Kameras hält, ist Heiko Breuer.
16:43Auch heute noch Diplom-Restaurator am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle.
16:50Seine damalige Aufgabe, die Reinigung der Rückseite der Scheibe.
16:55An ihr haftet zu diesem Zeitpunkt noch eine feste Schmutzschicht.
16:59So sah die Scheibe aus, als sie von der Polizei beschlagnahmt worden ist.
17:04Man hat auch auf den Übergang zur Verschmutzung gesehen, dass da mit Scheuermitteln gearbeitet worden ist.
17:11Da hat man also hier noch diese Abtriebsspuren gesehen.
17:15Ein Zeichen dafür, dass keine Profis am Werk waren.
17:19Der Restaurator setzt zur Reinigung solcher Fundstücke Ethanol und ein Holzstäbchen ein.
17:24Um die Oberfläche zu schonen.
17:27Der Schmutz auf der Himmelsscheibe war sehr fest. Breuer brauchte sieben Tage.
17:33Der entfernte Schmutz wird aufbewahrt. Er soll später noch wichtig werden.
17:38Denn ein wichtiges Detail bei dem Sensationsfund ist unbekannt.
17:43Der Ort, an dem die Scheibe ausgegraben wurde.
17:46Er ist wichtig, um die Fundgeschichte lückenlos aufzuklären.
17:50Und um die Echtheit zu beweisen.
17:54Wir waren natürlich in einer schwierigen Situation, weil wir hatten die Scheibe.
17:58Wir hatten die Beifunde, wir hatten Erdanhaftungen, aber wir kannten keinen Fundort.
18:03Uns wurden verschiedene mögliche Fundorte genannt, aus verschiedenen trüben Quellen.
18:10Aber wir hatten keinen wirklichen, konkreten und guten Hinweis.
18:14Archäologen und Ermittlern ist klar, wer immer die Gegenstände ausgegraben hat,
18:19war mit einem Metalldetektor unterwegs.
18:24Auffällige Geräte. Womöglich ist jemandem in der angeblichen Fundregion etwas aufgefallen.
18:31Die Ermittler hören sich in der Szene der Schatzsucher um.
18:35Und sie beobachten, wo mögliche Verdächtige unterwegs sind.
18:38Zudem lässt die Staatsanwaltschaft Halle ein lukratives Angebot verbreiten.
18:43Wer auspackt, hat Aussicht auf eine milde Strafe. Aber keiner meldet sich.
18:49Doch dann erhält Landesarchäologe Harald Meller einen Brief.
18:54Der Verfasser schreibt, er habe die Bronze Scheibe gefunden.
18:59Ist das der Schlüssel zur Lösung des Rätsels?
19:01Vier Tage später stellt sich das Bekennerscheiben als Aprilscherz heraus.
19:05Die Herkunft der Himmelsscheibe bleibt im Dunkeln. Harald Meller ist enttäuscht.
19:12Bis mich die Staatsanwältin anrief, die ermittelte und sagte,
19:17sie hätte einen, der Zwischenhändler, einen Hehler,
19:21der ein vollumfängliches Geständnis abgelegt hat,
19:24dass sie die Bronze Scheibe gefunden hat.
19:27Der angebliche Zwischenhändler führt die Ermittler in einen Wald im Burgenlandkreis.
19:36Es ist der Ziegelrodar-Forst am Unstruthal, die nächste Stadt des Nebra.
19:41Ziel des Zwischenhändlers ist der Mittelberg.
19:46Die Ermittler wollen den Hehler in den Wald,
19:49um ihn zu überwinden.
19:51Ziel des Zwischenhändlers ist der Mittelberg.
19:57An einer unscheinbaren Stelle macht der Mann Halt.
20:01Hier, so behauptet er, hätten zwei Sondengänger die Scheibe und die weiteren Funde ausgegraben.
20:10Er habe den beiden die Gegenstände abgekauft und sich von ihnen den Fundort zeigen lassen.
20:17Er hatte die Stelle im Wald an einem Baum markiert und wir waren auf der Kuppe des Mittelbergs,
20:23einer relativ prominenten Situation, die man auch gut wiederfinden konnte.
20:29Der Ort sah eigentlich harmlos aus, weil die Täter das Loch wieder verfüllt hatten.
20:36Die Archäologen lassen 70 Bäume fällen, um selbst in den Bereich graben zu können.
20:42Es gilt, keine Zeit zu verlieren.
20:44Um ungestört zu bleiben, wird der Ort nicht öffentlich gemacht.
20:49Dann haben wir das Loch ganz sorgfältig negativ ausgegraben, haben auf Spuren geachtet.
20:55Wir wollten uns nicht auf ein Geständnis verlassen, das könnte auch falsch sein,
20:59sondern wir wollten das Ganze auch noch forensisch beweisen,
21:03soweit man überhaupt so etwas beweisen kann.
21:06Dahinter steht die Frage, ist das tatsächlich der Ort,
21:09an dem Raubgräber die Himmelsscheibe aus der Erde geholt haben?
21:14Um die Behauptung zu prüfen, lassen die Ermittler zwei Bodenproben miteinander vergleichen.
21:19Eine vom mutmaßlichen Fundort und eine mit dem Schmutz von der Rückseite der Scheibe.
21:26Die Proben gehen ans Landeskriminalamt Brandenburg.
21:30Hier hat sich Jörg Adam einen Namen gemacht als Sachverständiger für forensische Chemie.
21:35Bereits in der DDR war er Fachmann für kriminaltechnische Bodenuntersuchungen.
21:40Sand und Steine sind für ihn wie Fingerabdrücke von Orten.
21:49In unserem Fall sind, wenn ich es richtig in Erinnerung habe,
21:53etwa 119 Übereinstimmungen festgestellt worden zwischen der Spur und dem Vergleichsmaterial.
22:00Im Gutachten selbst habe ich es dann so formuliert,
22:05dass die Untersuchung keine Hinweise darauf ergab,
22:09dass die Bodenspur anderer Herkunft ist als das Vergleichsmaterial.
22:14An den Aussagen des Zwischenhändlers gibt es also keine Zweifel.
22:18Sein Name? Achim S., ein damals arbeitsloser Kunststoffschlosser aus der Nähe von Köln.
22:24Er nennt den Ermittlern auch die Namen der Raubgräber.
22:27Mario Renner und Henry Westphal.
22:32Sie kommen aus dem Süden Sachsen-Anhalts.
22:35Bis die beiden eine Aussage machen, dauert es eine Weile.
22:39Die haben mich angerufen, sie säßen bei ihrem Anwalt.
22:43Und sie würden jetzt in Gegenwart des Anwalts ein Geständnis ablegen
22:47und würden sozusagen genau aufklären, wie die Himmelsscheibe denn von ihnen aufgefunden worden sei.
22:54Offenbar erhoffen sich die Tatverdächtigen so positive Effekte für die bevorstehende Gerichtsverhandlung.
23:01Denn wer in Sachsen-Anhalt wertvolle Kulturschätze ausgräbt, muss sie an das Land abgeben.
23:07Behält er sie, ist das Unterschlagung. Es droht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.
23:13Wer mit dem unterschlagenen Kulturgut handelt, macht sich der Hehlerei schuldig.
23:18Dafür drohen bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe.
23:22Später erklärt sich einer der beiden Raubgräber bereit,
23:26für die Archäologen die Fundgeschichte vor laufender Kamera zu rekonstruieren.
23:31Henry Westphal erzählt Harald Meller vor Ort, wie er mit seinem Freund auf Schatzsuche war.
23:38Am Ende der Suche schlug die Metallsonde plötzlich an.
23:42Und als dann die Scheibe, als sie die fanden, dann hat es mörderisch gepiepst, oder?
23:47Oh ja. Ja, da habe ich bei meinem Suchgerät vor, stand dann Overload da.
23:56Und da habe ich, da spielt alles verrückt.
24:01Mehr als drei Stunden graben die Schatzsucher.
24:05Unter anderem, um die Schatzsuche zu beenden.
24:07Mehr als drei Stunden graben die Schatzsucher, unter anderem mit einem Beil.
24:12Dabei stoßen sie auf Bronze-Gegenstände, auch auf die Scheibe.
24:20Das war alles verdreckt und verpackt und es schimmerte irgendetwas durch.
24:25Grün oder Gold?
24:27Ich habe eher das Gold gesehen, nicht das Grün, weil da war bestimmt 2 mm stark der Dreck drauf.
24:34Der Scheibe, die aussieht wie ein schmutziger Eimerdeckel, messen die Männer zunächst wenig Bedeutung bei.
24:41Die Schwerter sind für sie das Wichtigste.
24:46Zum Schluss schließen sie das Loch wieder und lassen eine Mineralwasserflasche aus Glas zurück.
24:54Bei ihren Nachgrabungen finden die Archäologen Teile der Flasche wieder.
24:58Typ Deutscher Brunnen. Und noch etwas bestätigt die Aussage der Raubgräber.
25:03Wir haben zum Beispiel die Hackspuren des Feuerwehrbeiles, mit dem man den Fund ausgegraben hat, mit Gips ausgegossen.
25:13Sodass wir nachher nachweisen konnten, dass das Gerät, das bei den Tätern sichergestellt wurde, auch tatsächlich das Grabungsgerät ist.
25:23Zudem passen die Beschädigungen an der Himmelsscheibe zu dem speziellen Beil.
25:31Kurz nach ihrem Fund rufen die Raubgräber einen Bekannten in der Nähe von Köln an.
25:36Er interessiert sich für Fundgegenstände dieser Art und kommt gleich am nächsten Tag.
25:41Beim Anblick der Schwerter leuchten die Augen des Händlers.
25:45Die Scheibe dagegen lässt ihn ratlos zurück.
25:48Doch er kauft den ganzen Fund für 31.000 D-Mark.
25:53Bei sich zu Hause sorgt der Kunsthändler für weitere Beschädigungen.
25:58Er versucht die Scheibe mit Stahlwolle zu reinigen.
26:05Im Frühjahr des Jahres 2000 findet der Kunsthändler einen Käufer für den Fund.
26:11Vermittlerin ist Hilgard Buribaja, die Frau aus der Gaststätte in Karst.
26:16Käufer ist Realschullehrer Reinhold Stieber.
26:18Er zahlt 230.000 D-Mark. Später bietet er die Scheibe Harald Meller für 700.000 D-Mark an.
26:29So können die Ermittler den Weg der Himmelsscheibe nachvollziehen.
26:33Vom Mittelberg zu den Raubgräbern, von dort in die Nähe von Köln zum Zwischenhändler und weiter in die Nähe von Neuss zu den Helern.
26:42Die die Scheibe schließlich in Basel dem Landesarchäologen von Sachsen-Anhalt anbieten.
26:47Aus der Schweiz kehrt die Scheibe nach Sachsen-Anhalt zurück.
26:51Vier Jahre nach dem Fund der Himmelsscheibe beginnt in Naumburg der Prozess.
26:56Die beiden Raubgräber sind vor den Amtsrichtern geständig, sagen aber, dass sie nicht wussten, dass die Scheibe Eigentum des Landes und der Fund eine archäologische Sensation sei.
27:06Westphal erhält wegen Unterschlagung vier Monate Haft auf Bewährung, Renner wegen Hehlerei neun Monate auf Bewährung.
27:13Der Zwischenhändler Achim S. kommt ohne Anklage mit einer Verwarnung davon.
27:19Die Hehler weisen die Vorwürfe zurück. Buri Bayer erklärt, dass sie etwas Gutes tun wollte.
27:26Ich wollte die Scheibe sicherstellen, einfach um den Fund für Deutschland zu sichern.
27:31Und es gibt viele Funde, die ins Ausland verkauft werden und genau das wollte ich verhindern.
27:36Trotzdem werden beide wegen Hehlerei verurteilt, wogegen sie Berufung einlegen.
27:42Der Berufungsprozess findet am Landgericht Halle statt. Buri Bayer und Stieber pochen weiter auf ihre Unschuld.
27:50Ihre Verteidiger zweifeln plötzlich die Echtheit der Scheibe an.
27:54Gerade recht kommt ihnen die Behauptung eines Archäologie-Professors aus Bayern, die Himmelsscheibe sei eine Fälschung und keine 1000 Euro wert.
28:02In diesem Fall könnten die Angeklagten nicht mehr wegen Hehlerei mit einem bedeutsamen Kulturgut verurteilt werden.
28:08Der Prozess zieht sich hin.
28:12Nach mehr als einem Jahr fällt die Entscheidung. Die Berufung wird als unbegründet verworfen.
28:18Damit bleibt es dabei, Buri Bayer erhält eine Bewährungsstrafe von einem Jahr, Stieber von sechs Monaten.
28:25Zudem müssen beide je 150 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten oder 1500 Euro an die Staatskasse zahlen.
28:33Die Forschung an der Himmelsscheibe von Nebra steht da erst am Anfang.
28:38Heute ist sie Weltdokumentenerbe der UNESCO und einer der bestuntersuchten archäologischen Funde der vergangenen Jahrzehnte.
28:46Für die Schweizer und deutschen Ermittler, die sie 2002 gemeinsam in Basel sicherstellen, damals unvorstellbar.
28:54Keinem von uns war bewusst, was für eine Bedeutung diese Scheibe hatte.
28:57Ein großartiges Erlebnis und ich bin auch ganz stolz, dass ich diese Scheibe in den Händen halten durfte.
29:03Man hat dort nicht irgendein Verbrechen verhindert, nein, man hat hier etwas ganz anderes gemacht.
29:08Man hat einen der wichtigsten Funde der Menschheitsgeschichte, der heute Weltdokumentenerbe ist,
29:14aus den Händen Einzelner gerissen und sozusagen der Menschheit übergeben.
29:27Untertitel der Amara.org-Community

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