An der Grenze zwischen Polen und Belarus gibt es immer mehr illegale Grenzübertritte durch Flüchtlinge. Die Situation eskaliert.
Category
🗞
NewsTranskript
00:00Nihau Bura vom polnischen Grenzschutz auf Kontrollfahrt, entlang der Grenze zu Belarus.
00:09Diese Asphaltstraße führte vor einigen Jahren noch direkt nach Belarus.
00:16Jetzt ist hier dicht. Eine EU-Außengrenze, die geschützt werden soll, vor allem gegen illegale Migration.
00:23Bura und seine Kollegen patrouillieren hier auf der Suche nach Geflüchteten, die auf der belarussischen Seite im Wald auf ihre Chance warten, in die EU zu kommen.
00:32Hast du jemanden getroffen, der verdächtig ist? Nein, es ist ruhig, nur die Einheimischen.
00:37Toll, möge es so bleiben.
00:40Illegale Migration, Polens Regierung bezeichnet sie als hybride Kriegsführung.
00:46Sie wirft Belarus und Russland vor, seit 2021 gezielt Migranten aus Asien und Afrika an Polens Grenze zu schleusen, um damit Druck auf den Westen auszuüben.
00:56Fast alle haben russische Visa.
00:59Eine neue Migrationsroute ist entstanden. Schon die Vorgängerregierung der PiS hatte zur Abschottung einen 180 Kilometer langen Zaun errichten lassen.
01:07Trotzdem hat der polnische Grenzschutz dieses Jahr schon mehr als 20.000 Versuche registriert, die Grenze illegal zu überqueren.
01:15Deutlich mehr als im letzten Jahr.
01:18Ab April hat sich die Zahl auf mehrere hundert Versuche pro Tag erhöht, die Versuche wurden zunehmend aggressiv.
01:28Unsere Offiziere, Soldaten wurden verletzt, unsere Autos, unsere Ausrüstung wurden beschädigt und am Ende gab es eine Tragödie, als einer von uns ums Leben kam.
01:38Immer öfter werden Grenzschützer durch den Zaun angegriffen.
01:43Anfang Juni stirbt ein polnischer Soldat an Stichverletzungen eines selbstgebauten Speeres.
01:49Die polnische Regierung um Donald Tusk hat daraufhin eine Sperrzone an der Grenze eingerichtet, die bis zu zwei Kilometer breit ist und die niemand ohne Genehmigung betreten darf.
02:01Das sind keine Flüchtlinge, es sind immer weniger Migranten wie Familien, die Hilfe brauchen.
02:08In 80 Prozent der Fälle haben wir es mit organisierten Gruppen von jungen Männern im Alter von 18 bis 30 Jahren zu tun, die sehr gewalttätig sind.
02:21Durch den strengeren Grenzschutz hat sich also auch mit der neuen Regierung nichts geändert.
02:26Es sei sogar noch schlimmer geworden, sagt Aleksandra Chrzanowska, Mitglied einer Hilfsorganisation,
02:31die versucht, Geflüchtete in den tiefen Wäldern an der Grenze zu Belarus zu finden, bevor es der Grenzschutz tut oder selbsternannte Bürger wehren.
02:41Die Menschen, denen wir begegnen, erzählen uns von noch schlimmerer, noch grausamerer rücksichtsloser Gewalt, die sie nicht nur auf belarussischer, sondern auch auf polnischer Seite erleben.
02:52Sie erzählen uns von Schlägen, von Treten, von Werfen auf den Boden, vom Anlegen von Handschellen.
03:01Aleksandra zeigt uns Videoaufnahmen von Geflüchteten, die sie zusammen mit anderen Freiwilligen hier regelmäßig im Wald trifft.
03:08Manche sind ausgehungert oder verletzt, sie versorgen sie dann.
03:12Und sie rät ihnen, hier in Polen Asyl zu beantragen, denn wer das nicht tut, wird rechtmäßig zurück nach Belarus geschickt.
03:20Doch nicht immer bekämen die Geflüchteten diese Chance.
03:22Sehr viele Menschen, die uns im Wald erklären, dass sie Schutz beantragen wollen, die das auch in unserer Gegenwart den Grenzschutzbeamten sagen, melden sich ein paar Tage später aus Belarus bei uns.
03:35Sie sagen, dass sie gezwungen wurden, ein Dokument zu unterschreiben, das sie nicht verstanden haben, das aber besagt, dass sie keinen Schutz in Polen beantragen wollen.
03:45Am Ende seien es illegale Pushbacks. Der Grenzschutz weiß dies von sich.
03:51Im Internet kursieren Videos, auf denen zu sehen ist, wie der Grenzschutz offensichtlich bewusstlose Menschen durch eine kleine Tür im Grenzzaun wieder auf die belarussische Seite legt.
04:01Reaktionen von offizieller Seite gibt es so gut wie keine.
04:04Diese Grenze, sie ist vor allem gefährlich für Geflüchtete.
04:07Alexandra zeigt uns die Gräber von Menschen, die hier im Wald bei Bialowieza gestorben sind.
04:12Die meisten Menschen fliehen vor der Lebensgefahr in ihren Herkunftsländern.
04:18Sie träumen vom normalen friedlichen Leben. Stattdessen kommen sie hier an einen Ort, an dem ihr Leben auch in Gefahr ist.
04:25Diese Politik der Abschottung trägt dazu bei, dass diese Menschen, statt Frieden und Sicherheit zu finden, ihr Leben verlieren.
04:31Eine humanere Flüchtlingspolitik hatte Donald Tusk im Wahlkampf versprochen.
04:36Nichts davon habe er eingehalten, sagt Alexandra.
04:40Und Miha Bura, der Grenzschützer, sagt, Regierungen kommen und gehen.
04:45Die Grenze aber müsse immer geschützt werden. Sie sei heilig.