Hoffentlich wird DAS ein neuer Strategietrend! | Empires of the Undergrowth mit Moerp

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Es sollten sich noch mehr Spiele ein Vorbild an der Natur nehmen, findet Biologe und Strategie-Streamer Moerp. Wir analysieren Empires of the Undergrowth und Empire of the Ants!

Das ist die Videoversion unseres Podcasts "Was spielst du so?".
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Transcript
00:00Die Spiele des ungeschlagen erfolgreichsten Medien-Franchises aller Zeiten wurden inspiriert
00:17von einer sehr kleinen Sache, nämlich von Käfern.
00:20Irgendwann in den 70er Jahren streunte ein kleiner Junge durch die Wälder seiner Heimatstadt,
00:25träumte davon, Entomologe zu werden und sammelte Käfer, um sie als Haustiere zu halten und
00:30in den in Japan äußerst beliebten Käferkämpfen gegen andere Käfer antreten zu lassen.
00:35Etwa 20 Jahre später entwickelte dieser Junge mit Pokémon das erfolgreichste Medien-Franchise
00:41der Welt und die Einflüsse und die Faszination um Käferverhalten kann man darin bis heute
00:46erkennen.
00:47Eigentlich ziemlich verrückt also, dass nicht viel mehr Spiele Inspiration in den faszinierenden
00:51Mechaniken der Natur suchen, denn wer schon mal eine Natur-Doku gesehen hat, der weiß,
00:56was für absurde automatisierte Prozesse, Kämpfe und Dramen sich jeden Tag außerhalb
01:01unserer Sichtweite in Pflastersteinrillen und unter Blätterhaufen abspielen.
01:05Zum Glück gibt es ein neues und auch ein kommendes Spiel, das sich mal wieder genau
01:11das zunutze macht.
01:12Und wer wäre dafür ein treffenderer Gast als ein studierter Biologe, der so ganz nebenbei
01:17auch noch absoluter Strategiespielexperte ist?
01:20Also ihr wisst schon so die Sorte, die mehr über Paradox-Spiele wissen als jedes Wiki.
01:24Und noch eine weitere Sache, die nichts hiermit zu tun hat, aber trotzdem schön zu erwähnen
01:28ist, er hat normalerweise eine beeindruckende Sammlung an thematisch passenden Hüten für
01:33jede Gelegenheit.
01:34Ihr kennt ihn vielleicht als Strategiestreamer oder auch als Gastautoren bei GameStar, wann
01:39immer es um Bretter wie Viktoria 3 geht.
01:42Herzlich Willkommen, Mörb!
01:43Ja, hallo!
01:44Danke, dass ich da sein darf!
01:45Schön, dass du hier bist!
01:47Ja, ich freue mich total!
01:49Ja, du hast recht.
01:50Also im Grunde hast du schon mal ein bisschen was von dir weggenommen.
01:54Es gibt viel zu wenig Spiele, die sich an der Natur noch mehr orientieren, obwohl eigentlich
02:00alle Strategie wirklich aus der Natur letzten Endes raus entstanden ist.
02:04Zum Beispiel Ameisen, Bienen und so weiter und so fort.
02:08Und ja, ich spiele gerade eben Empires of the Underground.
02:13Das ist das, was du wahrscheinlich gerade eben angesprochen hattest.
02:18Was später im Jahr noch, glaube ich, kommen wird, das ist Empire of the Arms, heißt es,
02:24glaube ich.
02:25Richtig.
02:26Was de facto ein Remake sein wird.
02:27Es gab ja schon mal im Jahr 2000 so ein Spiel und ich habe jetzt, nachdem Empire of the
02:33Underground ja eine Zeit lang jetzt hier im Early Access gewesen ist und ich habe es auch
02:36schon am Anfang des Early Access ein bisschen gespielt, mich gewundert irgendwann mal, warum
02:41gibt es eigentlich so wenig Spiele, die sich wirklich nah an diesem Kernthema Natur, Strategie
02:51mit Natur überhaupt befassen.
02:52Hast du da eine Antwort drauf?
02:54Ich spiele mal den Ball direkt zu dir zurück.
02:56Das ist eine ausgezeichnete Frage.
02:58Ich habe auch darüber nachgedacht und ich weiß nicht, warum.
03:01Ich glaube, dass das Setting gar nicht so leicht zu verkaufen ist.
03:04Also wenn man wirklich sagt, wir haben hier ein Setting, was sich mit Insekten beschäftigt,
03:09das ist davon abgesehen, dass viele Leute in unserer westlichen Kultur Angst vor Insekten
03:13haben.
03:14Ich zähle mich selbst nicht dazu, außer vor Raupen.
03:17Raupen sind mein absoluter Albtraum.
03:19Alles andere finde ich awesome und ich glaube, dass man das gar nicht so leicht verkaufen
03:24kann, weil wir haben auch schon mal in einem anderen Podcast darüber gesprochen, was halt
03:27immer sehr beliebt ist und populär ist und was irgendwie so als Qualität wahrgenommen
03:31wird, sind oft düstere Settings, also Sachen mit Gefahr und düsterer Fantasy und Blut
03:36und Gewalt und Tod und da denkt man, ui, ist das schön düster, das steht für Qualität.
03:41Und wenn dann so ein Spiel kommt und sagt, ey, wir interessieren uns für Natur und wir
03:45sind ein Strategiespiel, das sich einfach mal mit Natur beschäftigt und im Falle von
03:50Empires of the Undergrowth ist es ja, glaube ich, sogar mit ziemlich viel Humor, das kannst
03:53du gleich noch erzählen.
03:54Das ist nicht so leicht zu verkaufen, glaube ich, oder?
03:57Ja, das ist wahrscheinlich eines der Hauptprobleme.
04:00Ich glaube aber auch, dass es an weiteren Faktoren wahrscheinlich liegt, denn ich habe mir da
04:06mal angeguckt, was es für andere Spiele in der Natursparte, sage ich jetzt mal, gegeben
04:11hat und ich gehe jetzt auch mal ein bisschen über das Strategiesgenre hinaus und habe
04:16dann zum Beispiel auch natürliche Spiele wie Spore entdeckt oder sowas in der Art und Weise,
04:21wobei ich dann immer wieder auch festgestellt habe, dass aus meiner Sicht, und jetzt kommt
04:25natürlich wieder der Elfenbeinturmbiologe da raus, sich letzten Endes immer wieder gewundert
04:34hat über diese Spiele, dass die halt vieles interessant am Anfang richtig machen, aber
04:41dann im Detail falsch.
04:42Und ich kann nur vermuten, aber für mich ist es dann zum Beispiel so, wenn dann halt
04:47die Fachleute, die sich dann in dem Moment für dieses Spiel interessieren, den Daumen
04:52nicht heben, sondern eher so sagen, dann sagen wahrscheinlich auch die Laien eher, ja dann
04:58kann es ja nicht sein.
05:00Und ich habe eher das Gefühl halt einfach, dass im Detail dann viele Spielmechaniken
05:05nicht richtig genug umgesetzt sind.
05:07Ich meine, dass sowas funktionieren kann, hat ja zum Beispiel auch Pluck Inc.
05:11Evolved bewiesen, der Seuchensimulator, der war glaube ich auch relativ beliebt damals
05:20und hat auch glaube ich bis heute noch eine relativ große Fangruppe, aber im Detail macht
05:25er halt auch vieles nicht richtig.
05:27Und ich denke, wenn halt Entwickler anfangen würden, beim Konzept des Spiels sich mit
05:38Fachleuten auseinanderzusetzen und sich beraten zu lassen und dann die Spielmechaniken so
05:42zu gestalten, wie die Fachleute es empfehlen, ich glaube, dann könnte was ziemlich cooles
05:48dabei rauskommen.
05:49Und Empire of the Underground ist da schon sehr nahe dran, wie ich finde.
05:52Also für ein Indie-Spiel auf jeden Fall.
05:54Also da geht natürlich sicherlich noch mehr, aber sie sind überraschend nahe dran und
05:57es macht großen Spaß, das zu spielen.
06:00Das ist super spannend, wie du das beschreibst und dass du da tatsächlich sagst, sie machen
06:05ziemlich viel richtig.
06:06Und ich habe sie mir ja auch mal angeschaut, die Entwickler, und habe gesehen, die haben
06:10tatsächlich eine ziemliche Faszination für dieses Thema generell, das wirst du ja auch
06:15mitbekommen haben.
06:16Das Studio, was jetzt dahinter steckt, nennt sich Slug Disco, was schon mal ein fantastisch
06:23treffender Name ist.
06:24Und wenn man sich mal ihr Portfolio anschaut, dann haben die bisher vor allem Spiele gepublished
06:29und das waren alles Spiele mit so Naturbezug.
06:32Zum Beispiel Beetle Uprising, was halt wirklich so ein Käferkampf, fast schon Pokémon-Taktik-Spiel
06:37ist.
06:38Dann haben sie eins, das heißt Ecosystem, das ist auch so eine Genetik-Simulation.
06:41Und dann kommt noch eins raus jetzt, das heißt Adapt und das ist quasi auch, weil du es erwähnt
06:46hast, so ein Spore-Nachfolger, so ein bisschen, wie es ausschaut.
06:49Also die sind ähnlich begeistert für dieses Thema wie du.
06:53Und jetzt kommst du und erklärst, was sie richtig machen oder wie es überhaupt erstmal
06:57funktioniert und was du als Biologe sagst, das ist super treffend.
07:01Ja, also zunächst einmal finde ich es schon mal ziemlich gut, dass sie halt letzten Endes,
07:07sage ich jetzt mal, die ganzen Fakten versuchen, auf den Tisch zu bringen.
07:10Sie versuchen es also, die unterschiedlichen Eigenschaften der Insekten oder in dem Fall
07:15der Ameisen darzustellen, aber nicht nur der Insekten, sondern halt auch die Rolle,
07:18die auch die anderen Insekten und auch Spinnen und auch Echsen und Amphibien und dergleichen
07:25im Spiel in Kontext mit den Ameisen zu bringen, in einem kleinen abgeschlossenen Szenario.
07:33Ich denke, es wäre wahrscheinlich auch möglich, es größer darzustellen, aber dabei geht's
07:38ja um die Frage, wer ist Jäger, wer ist Gejagter, wie interagieren diese Lebewesen unter anderem
07:45miteinander und was ist sozusagen ihr Hauptaugenmerk und wie kann ich als Spieler damit interagieren.
07:53Das Hauptproblem bei solchen Spielen ist ja meistens, dass wenn du dem Spieler zu wenig
07:59Entscheidungsmöglichkeiten gibst, dann ist er wahrscheinlich relativ schnell gelangweilt
08:05und sagt, das macht mir keinen Spaß.
08:06Wenn du ihm allerdings dann wiederum zu viele Entscheidungsmöglichkeiten gibst, dann entfernst
08:10du dich wieder zu sehr von dem, was der Ursprung der Ameise ausmacht und unterstellst ihr quasi
08:17eine gewisse Intelligenz, die sie in echt nicht haben kann.
08:20Und das ist der Teil, der aus meiner Sicht sehr, sehr richtig gemacht wird.
08:23Ich habe eine große Menge an Einflussmöglichkeiten, aber dieser Einfluss ist nicht so groß.
08:28Ich kann also quasi jetzt nicht beliebig innerhalb des einzelnen Szenarios entscheiden, was kann
08:32meine Ameise sich entwickeln.
08:34Ich kann halt sagen, ja, ich baue jetzt hier meinen Bau aus und da gehe ich dann auf Nahrungssuche.
08:40Und so ähnlich machen das letzten Endes natürlich die Ameisen in der echten Natur auch.
08:45Die orientieren sich dann natürlich an entsprechenden Faktoren, Luftstoffen, an entsprechenden natürlichen
08:50Grenzen, Felsen und so weiter und so fort, woran sie sich halt ranarbeiten können.
08:56Und in dem Spiel ist das auch relativ gut durch diese, sag ich jetzt mal, Einengung
09:01auf der einen Seite dargestellt, auf der anderen Seite aber auch durch eine überraschend große
09:07Freiheit, die ich als Spieler haben kann, indem ich sage, ja, theoretisch kann ich jetzt überall
09:12einzelne kleine Kammern bauen, ich muss es aber nicht.
09:15Ich kann auch einfach hergehen und das alles quasi unterirdisch freilegen und dann sagen,
09:21ja, das ist jetzt letzten Endes einfach ein riesiger Raum und ich setze die lustigen Hexfelder,
09:26aus denen dann meine Ameisen heraus spawnen, wie ich will.
09:32Das ist letzten Endes eine der Sachen.
09:34Das andere ist, dass ich diesen permanenten Überlebenskampf letzten Endes habe.
09:39Also ich struggle damit, meine Nahrung heranzubringen.
09:43Es ist nicht zu leicht, es ist schwer, aber es ist nicht zu schwer.
09:49Und die Lernkurve ist da, aber sie ist nicht zu steil.
09:53Also ich habe durchaus das Gefühl, dass es weitgehend fair ist.
09:58Und selbst wenn ich mal wieder neu anfangen muss, was jetzt nicht oft vorgekommen ist,
10:02dann ist es nicht frustrierend für mich gewesen, sondern ich habe dann normalerweise gelernt,
10:07aha, ich sollte vielleicht aufhören, zum Beispiel direkt dahin zu gehen, um diese Spinne zum
10:14Beispiel zu vermeiden.
10:15Und das ist aufgrund dieser gesamten Szenariosituation, die sie da geschaffen haben, aus meiner Sicht
10:19schon mal ein ziemlich schlauer Ansatz gewesen.
10:24Das Nächste ist, dass sie es dann aber auch geschafft haben, dieses eigentlich eher trockene
10:29Thema, was ja wahrscheinlich nicht so viele interessiert, mit diesem geilen Humor zu verpacken,
10:34der am Anfang noch gar nicht so richtig zur Geltung kommt.
10:37Also wenn man diese Storyline spielt, muss man dazu sagen, wir starten ja quasi in einem
10:43Labor.
10:44Und da habe ich mich zum Beispiel sofort abgeholt, gefühlt, so als obwohl ich selber nichts
10:48mit Tieren in meinem Studium zu tun gehabt habe.
10:51Aber in dem Moment habe ich gewusst, okay, hier geht es wohl um mein Labor und Wissenschaftler
10:56machen irgendwelche Experimente mit diesen Ameisen.
10:58Und es wird auch relativ schnell klar, diese Ameise, diese Jeans-Dealer-Ameise, die existiert
11:03ja in echt gar nicht.
11:04Das ist also eine rein fiktive Ameise, die aber, und das ist das Nächste, mich auch
11:08gleich wieder abgeholt hat, wahrscheinlich inspiriert ist von Warmer 40.000, den Jeans-Dealer-Tyranniden.
11:14Und das ist ja auch noch so ein Herzensthema von dir.
11:17Es ist wie für dich geschaffen, das Spiel.
11:19Ganz genau, ganz genau.
11:20Und da habe ich dann schon gesehen, okay, das könnte interessant werden.
11:24Und mit der Zeit kristallisiert sich ja auch so ein bisschen raus, dass das kein wirklich
11:30hundertprozentig ernstzunehmendes Labor ist.
11:33Im Grunde ist das ja mit den Jeans-Dealern schon so ein Augenzwinkern letzten Endes gewesen.
11:38Und es wird mit der Zeit eine immer lustigere und geradezu bescheuert lustige Geschichte,
11:45ich will jetzt gar nicht so viel spoilern, wo man nicht weiß, ob man sich die Haare
11:51raufen oder am Boden liegen und lachen soll.
11:53Und das ist eine ganz, ganz tolle Kombination, was die Entwickler in diesem Zusammenhang
11:58gemacht haben.
11:59Und das Ganze trotzdem dann noch als Doku zu verkaufen, weil wenn du dieses Spiel spielst,
12:05hast du immer das Gefühl, als ob du so eine BBC-Doku schaust und dann der Dokumentarfilmsprecher
12:13halt auf die Sachen, die im Spiel passieren, entsprechend vorbereitete Kommentare hat.
12:20Wie zum Beispiel, die Ants must fight.
12:23Also dann weißt du sofort, okay, ich werde angegriffen.
12:27Das ist so wie früher bei Age of Empires, dann die Glocke, nur du hörst dann halt quasi
12:33diesen Dokumentarfilmsprecher und der sagt dir das halt oder the colony is starving.
12:39Dann weißt du, dass du nicht genügend Nahrungsmittel hast.
12:41Und das saugt mich so ein bisschen rein, als ob ich das Gefühl hätte, einerseits ich
12:47würde die ganze Zeit so eine Doku spielen und andererseits habe ich dann wiederum diesen
12:51Auflockerungseffekt, wenn diese Wissenschaftler auftreten, sodass ich dann wieder lachen kann
12:57und mich frage, oh Gott, wo geht das bloß hin?
12:59Es ist voll cool, wie du das beschreibst, weil ich bin wirklich genau so jemand, ich
13:05schaue gerne Naturdokus und wenn ich Naturdokus schaue, bin ich so jemand, der richtig krass
13:08mitfiebert mit dieser Naturdoku.
13:10Ich bin jemand, ich drehe durch, wenn sie dann irgendwie so eine Szene zeigen wie, keine
13:15Ahnung, diese Blattlaus hier kämpft gerade um ihr Leben, weil sie wird wirklicherweise
13:20gleich gefressen und da gibt es dramatische Musik und dramatische Narrationen und ich
13:24sitze vor dem Fernseher und denke mir, mein Gott, lauf Blattlaus, lauf und jetzt könnte
13:28ich mitspielen und selber sagen, lauf Blattlaus, das ist ja fantastisch.
13:32Ja, der böse Marienkäfer, kaum einer weiß, dass der Marienkäfer ein böser Predator ist.
13:40Ja, auf jeden Fall, das habe ich immer so gesehen.
13:44Ganz genau.
13:45Ich habe es ja selber tatsächlich noch gar nicht gespielt, ich habe aber gesehen, dass
13:48viele Leute sehr begeistert davon sind, es kommt auf Steam sehr gut an, wir haben es
13:52bei Gamster auch getestet, es hat eine sehr gute Wertung bekommen und so wie du es beschreibst,
13:58ist es ja gar nicht mal nur RTS, Echtzeitstrategie, sondern auch so Simulationen fast schon, dass
14:03man auch ein bisschen einfach experimentiert, guckt, wo gehe ich hin, was mache ich so,
14:07was passiert, wenn ich das ausprobiere, oder?
14:09Ganz genau, das Coole ist halt einfach, ich bin blind in jedes Szenario reingegangen und
14:16habe natürlich dann, also mich nicht gespoilert, ich wollte selber herausfinden, was ist der
14:20Unterschied zwischen den verschiedenen Szenarien, was ist der Unterschied jetzt letzten Endes
14:25in der spielerischen Umsetzung zwischen einer normalen Waldameise und einer Blattschneiderameise
14:31zum Beispiel.
14:32Und das ist halt einfach im Gameplay ein gewaltiger Unterschied, also bei den meisten Ameisen
14:37gehst du halt einfach her und jagst halt andere Insekten, andere Tiere und organisierst dir
14:43halt dann ihr Fleisch, um dann wiederum deine eigene Brut zu nähren, um dann neue Ameisen
14:50auszubilden.
14:51Und bei den Blattschneiderameisen, dann gehst du halt einfach von Pflanze zu Pflanze und
14:55erntest die ab, wie es halt auch die Blattschneiderameisen gemacht haben und dann wandelst du das halt
15:00letzten Endes um in eine Pilzkultur und dann fressen die Ameisen diesen Pilz.
15:05Und das alleine ist schon mal eine extrem geile Umsetzung dessen, was in der Natur auch
15:10vorkommt und zeigt mir halt auch, dass sowas durchaus möglich ist.
15:15Und das Ganze wird ja sogar noch extremer, weil später dürfen ja sogar Termiten spielen,
15:19dann kommt nochmal eine noch mehr verkomplizierende Ebene mit hinzu, auf die ich jetzt gar nicht
15:27näher eingehen will.
15:28Aber letzten Endes spielt sich dadurch jede dieser Ameisen oder dieser Ameisenartigen,
15:36ich nehme jetzt mal die Termiten mit da mit rein, ein bisschen anders.
15:39Also du hast dadurch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal und hast dann aber dann auch noch in diesen
15:44Zwischenszenarien mit den Wissenschaftlern dann den Moment, wo du die dann alle sogar
15:49miteinander kombinieren kannst und dir dann so diesen Was-wäre-wenn-Gedanken, den wir
15:55ja bei Spielen auch, auch bei Historygames immer lieben, die Frage zu stellen, was wäre,
16:00wenn es möglich wäre, das miteinander zu kombinieren?
16:03Was ist, wenn ich die Fähigkeiten von Blattschneiderameisen mit Termiten, mit Waldameisen, mit Feuerameisen
16:11kombiniere?
16:12Und genau das ist das Hauptthema letzten Endes von diesem Spiel.
16:16Das stellt sich ja letzten Endes der Wissenschaftler, ich löse nur nicht auf, wie es ausgeht,
16:21weil die Leute sollen es gerne selber spielen.
16:22Aber das ist unglaublich faszinierend und ein super geiler Ansatz, wie ich persönlich
16:29finde, wie man ein solches Spiel schmackhaft machen kann.
16:33Und ich persönlich wünsche mir ehrlich gesagt noch mehr.
16:37Also ich frage mich jetzt echt, wo ist eigentlich jetzt hier der Bienenstock-Simulator?
16:40Also es gibt zwar einen Bienen-Simulator, aber ich persönlich bin der Meinung, eine
16:48einzelne Biene spielen fängt ja das Thema nicht ein, sondern es wäre in diesem Fall
16:55ja umso faszinierender, dann quasi einen ganzen Bienenstock spielen zu können und dann auch
16:58mit den Gefahren konfrontiert zu sein, die ein ganzes Bienenvolk letzten Endes über
17:04sich ergehen lassen muss.
17:05Vielleicht ist das der Door-Opener dieses Spiel, ich würde es cool finden.
17:10Ja, es ist ja tatsächlich, du hast gesagt, du hast ein paar Ideen, was du dir noch wünschen
17:15würdest als Biologe und Biologie-Fan und bevor wir dazu kommen, das interessiert mich
17:21sehr.
17:22Du hast ja auch schon angedeutet, dass du noch Ideen hast für Spiele mit Naturmechaniken,
17:28die du dir wünschen würdest als Biologe und Biologie-Fan und ich komme gleich dazu,
17:34weil vorher können wir ja nochmal über ein Spiel sprechen, das du schon angedeutet hast,
17:37das tatsächlich bald kommt, nämlich Empire of the Ants, das irgendwie quasi Remake von
17:42einem alten Spiel, jetzt mega schick in Unreal Engine 5 und so weiter, stand jetzt, kommt
17:47das im November und das habe ich mir natürlich richtig aufgeschrieben und du hast mich nicht
17:51gerade korrigiert und wir haben gekasselt, es kommt im November und jetzt sage ich als
17:57Laie natürlich, wirkt ja wie das gleiche Spiel, was soll man da noch groß anderes
18:02rausholen und jetzt sagst du als Experte, so ein Quatsch, da gibt es ja bestimmt noch
18:06tausend andere Dinge, die man bei so einem Insekten-Strategie-Spiel machen kann, oder?
18:10Genau, also erstmal die Grafik, also man muss dazu sagen, Empire of the Underground ist ein Indie-Spiel, das hat ein relativ kleines Budget,
18:17ein relativ kleines Entwicklerteam, was es angeht, dafür sieht es wirklich gut aus,
18:22aber wenn wir uns jetzt mal den Trailer angucken von Empire of the Ants, was jetzt dieses Jahr
18:28kommen soll, da hat man ja wirklich das Gefühl, man ist der Naturfilmer, der in gewisser Weise
18:35diese Ameisen begleitet und das dann gleichzeitig auch in einem Spiel selber spielt, also da kommt
18:44aus meiner Sicht Hollywood-Dokumentation mit AAA-Gefühl von Computerspiel zusammen, natürlich
18:52müssen auch die Spielmechaniken am Ende passen, das wissen wir ja bis heute noch nicht, aber da
18:57kann man theoretisch so viel mehr machen, wenn es zum Beispiel darum geht, wie verhalten sich
19:05eigentlich Wanderameisen. Wanderameisen werden zum Beispiel auch in Empire of the Underground thematisiert,
19:11aber nicht, dass du sie selber spielen kannst, weil das wäre, glaube ich, für dieses Spiel von dem her,
19:17was sie machen konnten, zu kompliziert gewesen. Du hättest ein riesiges Areal erschaffen müssen,
19:22bei dem du duzende Kilometer weit durch die Gegend ziehst, mit Hunderten, wenn nicht
19:29sogar Tausenden von Ameisen, die du irgendwie displayen müsstest und das geht natürlich in
19:34diesem Spiel nicht. Ich persönlich hoffe, dass Empire of the Arms das in diesem Fall noch deutlich
19:41mehr hervorhebt, also die Skalierung größer macht, nicht nur die Anzahl der Ameisen, sondern auch die
19:47realistischeren Spielmechaniken, dass du also deutlich mehr Ameisen haben kannst, dass du
19:55diese Ameisen dann auch letzten Endes in andere Gebiete vielleicht führen kannst, dass du mit
20:04Situationen konfrontiert wirst, die es zwar auch schon in Empire of the Underground gegeben hat,
20:08dass es zum Beispiel zu Überschwemmungsereignissen kommt oder zu einer Situation, dass Nahrungsmittel
20:15dir ausgehen und das sind so diese Momente, wo in Empire of the Underground das Spiel immer endet.
20:20Aber ich würde mir wünschen, dass es bei Empire of the Arms oder bei einem Spiel, dass diese Natur
20:24wirklich einfängt, solche Mechaniken mit drin sind und jetzt zieht mein Ameisenbau um, wie zum
20:33Beispiel auch ein Bienenstock, der schwärmt und woanders dann hinzieht. Das machen Ameisen ja
20:38letzten Endes auch, dass man also das Ganze noch viel größer denkt und dadurch quasi ein richtiges
20:44Epos als Natur-Doku-Computerspiel erleben kann, bei dem dann auch der Laie sagt, der jetzt vielleicht
20:53bei Empire of the Underground sagt, ja, ist nett, aber nicht so ganz meins. Ja, das hier ist dann
20:58doch was, was mich echt interessiert, weil das Spiel hat krasse Tiefe. Also so etwas würde ich
21:04mir persönlich wünschen, wo dann immer mehr Leute sagen, wow, da kann ich mich richtig drin verlieren
21:09und es nicht nur so szenarienmäßig abgesteckt ist. Aber ich verstehe natürlich, warum sie das
21:17gemacht haben, weil man muss natürlich erstmal rauskriegen, funktioniert das? Kommt das überhaupt
21:22gut an? Ich meine, es war ja für die schon ein gewisser Schuss ins Blaue, ob das klappt. Und ich
21:28glaube, es kann klappen. Das stimmt. Ich meine, du hast völlig recht, dass mit Sachen wie Spore und
21:34ja auch dem Original von Empire of the Ends, was ja, glaube ich, auf einem Roman basiert, wenn
21:39mich nicht alles täuscht, und dass es da schon Spiele gab in der Vergangenheit, die mit diesen
21:43Sachen experimentiert haben. Aber es ist einfach kein wirklich populäres Thema in den letzten
21:49Jahren gewesen. Und Undergrowth wäre jetzt so ein bisschen wahrscheinlich das Spiel, was ein
21:53Überraschungserfolg eigentlich war in der Community, was wirklich auch sich echt nicht
21:58schlecht verkauft hat, wenn man sich mal allein so die Anzahl der Bewertungen auf Steam anguckt
22:02und die Spielerzahlen. Es kommt sehr gut an, es wird sehr gut bewertet und ist jetzt so ein bisschen
22:07vielleicht nochmal der Türöffner, dass das nochmal ein größeres Thema wird. Empire of the Ends
22:13wiederum, wie du schon sagst, sieht allein durch die Grafik so ansprechend aus, dass viele Leute,
22:18die mit dem Thema eigentlich gar nichts anfangen können, aus reiner Neugier einfach mal reinschauen
22:22werden. Und dann, wer weiß, vielleicht sind das die neuen Wikinger, vielleicht ist das nach der
22:27Skyrim-Wikingerwelle, sind Ameisen 2025, ist jetzt unsere Prognose, wird das neue große Ding im
22:33Videospielbereich. Ich stelle mir gerade eben die Frage, wie dann Ameisen Auswirkungen auf unsere
22:38Popkultur haben, wie werden unsere Frisuren aussehen? Oh, interessant. Das sind aber alles
22:44philosophische Fragen, die wir nicht erörtern müssen. Nee, aber auf deine Frage von vorhin nochmal zurückzukommen,
22:50also was für Spiele könnte ich mir als Biologe in solchem Zusammenhang vorstellen? Da gibt es
22:56wirklich eine ganze Menge. Es gibt ja weitere Spiele, die das Ganze schon mal im Grunde versucht
23:04haben. Ich weiß gerade eben nicht mehr hundertprozentig, wie es heißt. Shelter. Genau, Shelter zum
23:10Beispiel. Shelter 1 und 2 ist ja zum Beispiel so ein Spiel, bei dem man entweder eine Dax- oder eine
23:15Lux-Mutter spielt und dann versucht, seine Jungen durch die Jugend und den Winter und so weiter und
23:22so fort zu bringen. Das ist aber in meinen Augen auch so ein ähnlicher Ansatz wie
23:28Empire of the Underground, nur halt eher so im reinen Survival-Segment, der aus meiner Sicht noch viel
23:34größer gedacht werden könnte. Das nächste ist als weiteres Beispiel, das gab es auch schon, ist in
23:41meinen Augen zu Recht kritisiert worden. Ancestors, The Humankind Odyssey. Warum nicht Evolution wieder
23:51zum Thema machen, aber dieses Mal richtig? Der Fehler, den Ancestors gemacht hat, war, dass die
24:00Evolution leider nicht richtig umgesetzt worden ist, also inhaltlich leider falsch und man hat
24:08sich in meinen Augen zu sehr an den branchenüblichen Spielmechaniken aufgehangen. Wenn man aus meiner
24:16Sicht z.B. Ancestors, also ein Spiel, bei dem wir auch unsere Vorfahren spielen und versuchen, die
24:21Evolution sporeartig zu erfahren, anders gemacht hätte, z.B. wie ein Strategiespiel, bei dem wir
24:29nicht einen einzelnen Proto-Menschen oder Affenmenschen verkörpern, sondern wir steuern
24:36die Gruppe. Also wir könnten z.B. wie so eine Art Koloniesim daraus machen, bei der wir dann bestimmte
24:44Aufgaben haben, die erfüllt werden müssen. Ein paar müssen aufpassen, dass keine Räuber kommen, ein paar
24:50müssen auf Nahrungssuche gehen, wiederum andere kümmern sich um die Aufzucht der Jungen und je
24:56nachdem, wie viele ich meiner Kolonieinsassen verliere, desto mehr engt sich dann halt mein
25:06genetisches Potenzial ein und ich verliere Fähigkeiten. Also dass nur dann Fähigkeiten
25:13nicht durch meine Entscheidungen letzten Endes direkt weiter existieren, sondern dadurch, dass
25:20die sich in der nächsten Generation, das kann ja unterschiedliche Spielmechaniken sein am Ende des
25:24Levels oder nach einer bestimmten Zeit, wenn sie sich reproduzieren, auf die nächste Generation
25:30übergehen und dann vielleicht die Fähigkeit kommt, ja ich habe jetzt welche, die können noch besser
25:35gucken, noch besser hören, die sind schneller im Klettern, schneller im Laufen oder aber ich habe
25:40halt welche verloren, weil ich gesagt habe, ach, aufpassen auf irgendwelche Prädatoren, das brauche
25:46ich nicht. Ich setze lieber voll und ganz auf Nahrungssuche. Ja, dann hast du halt am Ende eine
25:52Goblin-Spezies, die halt wahnsinnig viel Nahrung hatte, dadurch vielleicht wahnsinnig viele Nachkommen
25:59produziert hat, aber halt auch wahnsinnig viele verloren hat und dadurch keine eindeutige
26:04Spezialisierung entwickelt hat und du dann letzten Endes vielleicht auch damit ganz, ganz durchkommst,
26:11als ob du dann den anderen Ansatz gewählt hättest, ich schaue lieber auf Qualität, ich versuche sie
26:17lieber clever miteinander zu kreuzen und dann sehr, sehr gute, aufmerksame, aufrechtgehende
26:25Jäger, die schon sehr, sehr früh ein großes Gehirn entwickeln und Werkzeuge bauen können, zu
26:29erschaffen, von denen es aber auch nur sehr, sehr wenige gibt, weil du halt letzten Endes vielleicht
26:36nicht so viele dann in den Aufzug der Jungen letzten Endes investiert hast. Also ich kann mir
26:41da wahnsinnig viele Spielmechaniken vorstellen, wenn man sie abwandelt, wie man sie heutzutage
26:47kennt, dass das zu einem interessanten Konzept werden würde, aber in dem Fall halt für ein
26:53Strategiespiel, also weniger für ein reines direktes Survival-Spiel, bei dem man das Gefühl
26:58hat, dass es eher ein Walking Simulator ist, obwohl es natürlich auch Leute gibt, die das
27:02cool finden, keine Frage, aber bei denen du halt einfach durch deine strategischen Entscheidungen,
27:08was mache ich mit meinen Individuen und wie wirkt sich das dann später aus, was du vielleicht gar
27:14nicht wissen kannst, weil es vielleicht zu Events kommt, dann letzten Endes damit leben musst und
27:20dann sie immer weiterentwickelst und dann am Ende darüber überrascht wirst, was habe ich eigentlich
27:25am Ende für eine Spezies erschaffen? Komme ich raus bei einem Menschen, wie wir das sind? Oder
27:30erschaffe ich etwas, was vielleicht ganz anders ist, was vielleicht eher ein Neandertaler ist oder was
27:35vielleicht ein intelligenter Orang-Utan ist, der plötzlich ein Fleischfresser ist? Da gibt es allerhand
27:42Möglichkeiten und so etwas gibt es in meinen Augen bis heute nur bedingt und schon gar nicht
27:48vor dem Hintergrund, dass es halt natürlicherweise korrekt ist. Also bei Spore ist es ja zum Beispiel so,
27:54dass du zu viele direkte Entscheidungen triffst. Du hast ja am Anfang die Situation, dass du als
28:01Einzeller und als, glaube ich, kleiner Mehrzeller zunächst einmal, wie war das, fresse ich jetzt
28:06Pflanzen oder fresse ich Tiere? Aber das wirkt sich zwar später im Spiel aus, aber es wirkt sich
28:13deine Entscheidung nicht wirklich aus, ob du zum Beispiel ein Fleischfressergebiss nimmst oder ein
28:16Pflanzenfressergebiss. Das ist letzten Endes irgendwann einfach statisch fest, statt dass man
28:21die Spielmechanik so gestalten würde, okay, du bekommst das Gebiss nach einer gewissen Zeit, je
28:28nachdem, was du gegessen hast. Fresse ich nur Pflanzen, dann bekommst du eher ein Pflanzenfressergebiss.
28:34Fresse ich nur Fleisch, bekomme ich ein Fleischfressergebiss und bin ich irgendwo dazwischen, bin ich ein Allesfresser.
28:40Und solche Dinge würde ich dann gar nicht so sehr vom Spieler, von der spielerischen direkten
28:46Entscheidung abhängig machen, sondern wie der Spieler halt das Spiel spielt. Und daraus das
28:51Spiel dann seine Schlüsse ziehen lassen und den Spieler dann quasi die Evolution erleben lassen.
28:57Aber das ist nur mein Ansatzpunkt an der Stelle. Und wenn du konkrete Beispiele haben willst,
29:02ich könnte mir zum Beispiel durchaus vorstellen, und jetzt kommt was ganz Verrücktes, dass du sogar
29:08ein Strategiespiel als Pflanze spielen kannst. Denn Pflanzen führen Krieg und zwar permanent. Sie
29:17führen Krieg gegen Insekten, gegen Säugetiere, gegen alles, was sie im Grunde fressen will. Sie
29:23führen aber auch Krieg gegeneinander und zwar einen chemischen Krieg. Hast du gewusst, dass,
29:28andersrum gefragt, magst du Jasminduft? Ich habe das Gefühl, das ist eine Fangfrage an dieser
29:35Stelle, aber ich sage mal ja. Gut, dann sage ich dir mal, Jasminduft ist der panische Todesschrei
29:44der Pflanze. Oh mein Gott. Ja, da geht die Romantik ganz schnell flöten, wenn du weißt,
29:51dass das ist. Oh mein Gott, Hilfe, Hilfe, ich werde gefressen. Dieser Hilfeschrei warnt
29:57einerseits die anderen Pflanzen derselben Art und die bereiten sich dann auf die Verteidigung vor
30:04und gleichzeitig lockt es dann aber auch wiederum den Feind des Fressfeindes an, damit der den frisst
30:11oder absticht. Und das sind so Spielmechaniken, die man theoretisch auch in solchen Spielen in
30:17meinen Augen entwickeln könnte, sodass du als Spieler am Anfang eine kleine, einfache
30:22Proto-Pflanze bist und dann dich zum Beispiel entscheidest, ja wohin wachsen meine Wurzeln,
30:28da hinten. Im Grunde machen wir das ja auch schon bei anderen Spielen dieser Art. Also wo grabe ich
30:35mich hin, wo finde ich in Minecraft die Diamanten? Das machen wir ja auch so schon. Und genauso
30:41könnte man das auch mit einer Pflanze darstellen. Ich sehe meine Pflanze und die gräbt sich in die
30:45Erde rein. Ich weiß nicht, was in dieser Erde ist und suche Mineralien zum Beispiel, versuche,
30:50zu festes Gestein zu vermeiden, mit dem ich nichts anfange, suche gute Wasserquellen. Und
30:54da, wenn ich dann so eine solche Mine gefunden habe, da breitet sich dann quasi meine Wurzel
31:01richtig schön aus und dann nutze ich die Nährstoffe, um dann XP zu generieren. Und
31:08diese XP setze ich dann als Entscheidung um, welches dieses Mutationsereignisses möchte ich
31:15gerne jetzt hier benutzen. Also ich bin mutiert und nehme jetzt hier zum Beispiel, ich entwickle
31:21Stacheln oder ich entwickle ein Gift, werde zum Beispiel zu einer Brennnessel. Oder ich
31:28entwickle diese Vox, diese Volatile Organic Compounds, wie Jasmin oder Jasmon und kann
31:35einen Alarm aussenden, der dann wiederum das Überleben meiner gesamten Spezies vergrößert
31:40und dann vielleicht ein anderes Lebewesen anlockt, das dann wiederum meinen Feind bekämpft. Und das
31:49nur so als potenzielle Ideen, wie man ein solches Spiel auch als Pflanze machen könnte. Denn ich
31:55sehe so viele Parallelen in Spielen, die ich dann sagen würde, das gibt es so ähnlich in der Natur
32:02bei Tieren und bei Pflanzen und auch bei Bakterien. Aber es hat noch nie einer versucht, das direkt
32:10so zu zeigen und dann auch noch gleichzeitig so eine Art Edutainmentspiel zu erschaffen, bei dem
32:16du Spaß hast und gleichzeitig noch was lernst. Weil das ist im Grunde genau das, was bei Empire of
32:23the Underground teilweise stattfindet. Wenn du aufmerksam bist und das kann auch passiv passieren,
32:29du musst ja nicht das Fragezeichen klicken und dann versuchen die ganzen Tooltips zu lesen. Kann
32:35man machen, da lernst du wahnsinnig viel über die ganzen verschiedenen Tiere, die da drin sind. Aber
32:39auch der Sprecher informiert dich ja am laufenden Band darüber, warum ist jetzt die Libelle gefährlich
32:46oder was ist das Problem mit dem Frosch. Und genau so etwas könnte dann halt auch wiederum das
32:54Interesse von Spielern wecken, wenn sie mit einem solchen Spiel Spaß haben für dieses Thema und eine
33:00gewisse Affinität für die Natur herstellen und vielleicht sogar eine Ausbildung oder sogar ein
33:06Studium in diese Richtung eröffnen. Ich weiß komplett, was du meinst tatsächlich, weil das,
33:14was du zum Beispiel jetzt als Pflanzenstrategiespiel mal gezeichnet hast, ist halt im Grunde genau das,
33:19wo wir schon so oft im Podcast mit anderen Leuten auch darüber gesprochen haben, warum Burgenaufbauspiele
33:25so geil sind. Weil sie so ein eigenes kleines Ökosystem sind und so ein kleines eigenes System,
33:30was irgendwie vielleicht abhängig ein bisschen von äußeren Faktoren ist, aber auch sich so selbst
33:34erhält. Und ja, im Grunde ist es Stronghold, was du beschreibst. Genau, es ist so ähnlich wie Stronghold,
33:40nur mit anderen Mechaniken. Du hast doch sicherlich schon häufiger große Bäume gesehen. Also große
33:46Bäume und unter denen ist häufig gar kein Bewuchs. Kein Gras, kein Moos, nichts. Du glaubst wahrscheinlich,
33:57das liegt am Schatten, oder? Ich meine, ich komme aus der Großstadt. Ich glaube, es liegt an allem
34:02Möglichen. Aber ja, ich verstehe, worauf du hinaus willst. Es liegt nicht am Schatten. Es liegt daran,
34:08dass diese Pflanzen ganz oft ein Prinzip anwenden, das nennt sich Allelopathie. Sie vergiften aktiv
34:15den Boden um sich herum, damit nichts anderes wächst, damit all das Zeug meins ist da unten.
34:23Also sie versuchen zu verhindern, dass Artgenossen und auch fremde Arten es schaffen, sich dort unten
34:30einzunisten und ihnen die Mineralstoffe und das Wasser wegnehmen oder sich vielleicht die
34:35Schlingpflanzen an ihnen entporwachsen, um dann über sie hinaus zu wachsen, um ihnen das Sonnenlicht
34:40wegzunehmen. Das sind alles Strategien, die die Natur entwickelt hat, um diesen ewigen Kampf, der
34:47da permanent stattfindet, also ein brutaler biochemischer Kampf, um darin irgendwie überleben
34:55und bestehen zu können. Und all diese Spielmechaniken erleben wir de facto in gewisser Weise nur in
35:00anders, auch in bereits bestehenden Computerspielen, nur in Szenarien, die so oft benutzt werden, dass
35:10ich das Gefühl habe, dass manche Spieler sich alleine wegen der Überbenutzung manchmal abwenden
35:15und man vielleicht einfach mal so diesen Vorstoß wagen sollte, lass mal was Neues machen. Und dadurch
35:22entstehen ja überhaupt neue Trends. Also ich meine, wodurch entstehen Trends? Durch das Auslutschen
35:28alter Trends, bis es irgendwann keinen mehr interessiert und dann kommt irgendeine neue Idee,
35:35wo alle sagen, das kannte ich jetzt aber auch noch nicht, ich schaue mir jetzt das mal an.
35:40Und dann machen es immer mehr Leute. Und vielleicht sollte die Computerspielindustrie da halt auch mal
35:45ein bisschen mutiger sein, in diese Sparte vorzustoßen. Und Empire of the Underground hat in
35:51meinen Augen gezeigt, das ist vielleicht gar keine so blöde Idee. Und ich meine, schauen wir in die
35:55Vergangenheit. Spore war super erfolgreich. Jetzt schlage ich einfach mal vor, macht ein
36:01noch korrekteres, moderneres Spore. Macht ein Black Ink Evolved noch korrekter und optisch noch
36:10ansprechender. Wenn Empire of the Arms gut gemacht ist, und wir werden es dieses Jahr sehen, und
36:16wenn es den Leuten gut ankommt, dann haben wir doch die Antwort, würde ich sagen. Dann ist sie
36:23doch schon da, dann wollen die Leute so etwas. Ihr habt es hier zuerst gehört, wir sagen es,
36:28es ist das neue Skyrim, es ist das neue Wikinger-Setting. Wir haben es prognostiziert,
36:33jetzt schon. Ich finde es so schön, dass du so viel Begeisterung dafür hast. Genau dafür ist
36:38dieses Was spielst du so? Format, weil normalerweise, also so viel Begeisterung kenne ich sonst nur von
36:42mir, wenn ich über Gabriel Knight 2 rede. Das ist wirklich was Besonderes. Ich bin halt so ein
36:48naturwissenschaftlicher Nerd, ich kann mir nicht helfen. Ich sage, wir setzen uns auf jeden Fall
36:55noch mal zusammen, spätestens wenn Empire of the Arms rausgekommen ist und werden sagen,
37:00ob unsere Prognosen, dass das einschlagen kann, korrekt waren. Und dann natürlich noch mal 2025,
37:07wenn jedes Spiel ein Natur-Insekten-Setting haben wird. Genau, dann laufen alle rum und sind
37:13Blattläuse oder keine Ahnung, Gepardenmütter oder du sagst quasi, ich bin ab heute ein Kreuzblütler
37:21und habe meinen Feind mit einer Senfbombe getötet. Ach, wie schön. Ja, doch, klar. Das sind doch
37:28einfach Schlussworte, das kann man nicht schöner, das kann ich jetzt nur schlechter machen. Es kann
37:33ab jetzt nur bergab gehen. Nic, geht's noch nicht. Ich kann nämlich noch sagen, wenn die Leute noch
37:38mehr von dir sehen oder hören wollen, dann können sie das auf YouTube und das können sie auf Twitch.
37:42Da findet man dich als Mr. Mörb. Ich darf dich Mörb nennen, weil wir Freunde sind. Du darfst mich
37:47auch Moop nennen. Das, auja, das hat eine Hintergrundgeschichte. Ich darf dich auch
37:51Moop nennen, tatsächlich. Sonst darf das keiner, das sage ich jetzt hier schon mal. Das ist richtig,
37:54ja. Genau, aber man findet dich als Mr. Mörb auf YouTube, auf Twitch. Schaut da super gern mal
37:59vorbei. Dankeschön, dass du heute hier warst. Sehr gerne. Danke, dass ich da sein durfte. Und
38:04dankeschön, dass ihr da draußen zugehört oder zugeschaut habt. Ich hoffe, ihr hattet wie immer
38:08ein famoses Frühstück, einen sicheren Weg zur Arbeit oder einen ganz käferreichen Waldspaziergang.
38:13Wir hören uns hier ganz bald wieder. Bis dahin, macht's gut. Ciao.
38:29Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017

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