Wer hat am Libor gedreht? EU bestraft drei Großbanken

  • vor 10 Jahren
Im Skandal um die jahrelange Manipulation von
Zinssätzen hat die EU-Kommission Geldbußen gegen drei Großbanken verhängt. Die größte Summe trifft dabei die US-Bank JPMorgan – sie muss insgesamt 72,2 Millionen Euro zahlen. Der Bank wird vorgeworfen, den Referenzzinssatz Libor für Schweizer Franken von 2008 bis 2009 manipuliert zu haben.

Joaquín Almunia, EU-Wettbewerbskommissar:

“Die Entscheidungen gründen auf einem Vergleich mit den Banken, die ihre Beteiligung anerkannt haben. Im Gegenzug werden ihnen 10% der jeweiligen Geldbuße erlassen.

Dadurch konnte die Kommission die Untersuchungen schneller abschließen. Die Geldbußen variieren je nachdem, wieviel von den betroffenen Produkten verkauft wurde und wie lange die Verstöße dauerten.”

Außerdem werden JPMorgan und die beiden Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse dafür bestraft, dass sie die Referenz-Preise für Zinsderivate in Schweizer Franken manipulierten. Die Royal Bank of Scotland (RBS), die die Manipulationen gemeldet hatte, entgeht einer Strafe.

Im Vergleich zu den Strafen, welche die EU-Kommission Ende 2013 wegen der Manipulation des Euribor respektive des Yen-Libors ausgesprochen hatte, dürften die jetzigen Bussen die Banken weniger schmerzen. Damals verhängten die europäischen Behörden eine Rekordstrafe von 1,7 Milliarden Euro gegen sechs internationale Grossbanken, darunter die Deutsche Bank, die Royal Bank of Scotland, die französische Société Generale und die US-Banken Citigroup und JPMorgan.

Beim Mitte 2012 entdeckten Libor-Skandal geht es um betrügerische Manipulationen des Referenzzinssatzes LIBOR sowie weiterer Zinssätze (EURIBOR, japanischer TIBOR) im Interbankengeschäft. Den finanziellen Schaden durch die Libor-Manipulationen schätzten Analysten damals auf 13,4 Milliarden Euro.

Der Libor (London Interbank Offered Rate) ist der täglich festgelegte Referenzzinssatz im Interbankengeschäft, der an jedem Arbeitstag um 11.00 Uhr Londoner Zeit (GMT) von den wichtigsten in London international tätigen Banken der British Bankers’ Association fixiert wird. Der Libor ist der Zinssatz, zu dem jene Banken am Markt Gelder von anderen Banken aufnehmen beziehungsweise angeboten bekommen. Als Referenzzinssätze sind Libor-Zinsen Grundlage für eine große Anzahl an Finanzmarktgeschäften.

su mit dpa