Air-France-Streik: "Europas Fluglinien sind an einem Punkt ohne Wiederkehr"

  • vor 10 Jahren
Bei Air France-KLM droht ein tagelanger Pilotenstreik, mehr als die Hälfte der Flüge fällt aus, Kosten laut Air France bis zu 15 Millionen Euro täglich.

Der Streik der Gewerkschaften richtet sich gegen Sparpläne von Air France mit der Billigtochter Transavia. Aber eigentlich geht es um’s Prinzip. Die Piloten fordern einen einheitlichen Vertrag für ihre Berufsgruppe bei der Air-France-Familie. Ihre Gewerkschaft befürchtet durch den Ausbau der Billigfluglinie eine Auslagerung von Jobs und schlechtere Arbeitsbedingungen.
Air France-KLM möchte Kurz- und Mittelstrecken an seine Billigtochter Transavia übertragen und damit seine jährlichen Kosten um mehr als eine Milliarde Euro senken.

Air-France-Chef Frederic Gagey:

“Unser Plan ist sicher nicht, Air France durch Transavia zu ersetzen. Wir wollen sicherstellen, dass Air France alles Notwendige hat, um in diesem neuen “Freizeit”-Markt zu bestehen, indem wir Transavia weiterentwickeln.”

Air France-KLM will – wie auch Lufthansa – mit einem Ausbau des Billigangebots Marktanteile zurückerobern. Die Piloten der deutschen Airline hatten in den vergangenen beiden Wochen dreimal gestreikt. Sieben Tage Streik wären die längste Arbeitsniederlegung in der Geschichte von Air France.

Giovanni Magi, euronews:

“Europas Fluggesellschaften sind an einem Punkt ohne Wiederkehr: Die Kurz-und Mittelstrecken- Flüge sind jetzt die Domäne der Low-Cost-Anbieter. Und die traditionellen Fluggesellschaften sollten ihre Geschäftspläne in diesem Segment anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Und um für Nachschub zu sorgen für die Langstrecke, die die dicksten Gewinne liefert.”

Air France und Lufthansa werden von Billig-Rivalen wie Ryanair und Easyjet und von den rasant wachsenden arabischen Airlines wie Emirates und dem Air-Berlin-Partner Etihad unter Druck gesetzt.

Innerhalb von fünf Jahren haben die Billigcarrier ihren Anteil an Europas Flugverkehr mehr als verdoppelt (2008: 20%, 2013: 45%). Die Billigtöchter Transavia, Vueling und Germanwings zogen 2013 alle zusammen gerade mal rund 50 Millionen Passagiere zu AirFrance-KLM, British Airways und Lufthansa – weniger als bei jedem der beiden Billigriesen Ryanair (81,4 Millionen) und Easyjet (60,8 Millionen) eincheckten.

su mit dpa, AFP, Reuters